House of Agathodaimon
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Ausgewählte Texte der ogdoadischen Tradition in deutscher Übersetzung

Die Tore des Engels - William Stoltz

Dieser Text erschien ursprünglich unter dem Titel ‚The Gates of the Angel‘ von William Stoltz in: Ogdoadic Journal Vol. 1 Issue 3 auf der Homepage des Astrum Sophiae. Übersetzung durch: Citadel of Pharos

Das Herz aller wahrer Magie liegt in der Suchwanderung und der andauernden Arbeit, seine göttliche Bestimmung zu erfüllen. Die am Meisten vertraute Terminologie in der westlichen Mysterientradition (WMT) bezieht sich auf dieses Phänomen als „Kenntnis und Konversation mit dem heiligen Schutzengel“ (Knowledge and Conversation with the Holy Guardian Angel). Wie im Begriff impliziert, ist dies die Erfahrung, Wissen oder Gnosis des göttlichen Selbst zu erhalten: Eine Epiphanie oder auch Theophanie, wenn man so will. Dieses Phänomen, wenn man es wörtlich nehmen will, bezeichnet eine Übertragung des wahren Willens (Wort oder Logos) in einer offenbarenden, bewussten und verständlichen Form an den Mystiker. Allerdings sollte man dieses Ereignis nicht mit einem einfachen Akt der göttlichen Einsicht verwechseln, da, wie der Terminus Theophanie impliziert, es sich um eine wahre Manifestation oder Erscheinung des Heiligen Einen handelt. Der Pfad der Magie muss in diesem Falle die Kunst der Mystik insoweit beinhalten, als die Offenbarung des eigenen Engels eine mystische Erfahrung ist.

Im Orden Astrum Sophiae ist es für den Initiaten nicht ausreichend, ein ausgebildeter Magier zu sein, sondern er oder sie muss gleichermaßen Fähigkeiten in der Kunst der Mystik beim Anstreben der Adeptschaft entwickeln. Insofern dass Magie die Kunst der Schöpfung und direkten Expression des eigenen Willens ist, beinhaltet der mystische Pfad die komplementären Praktiken von Meditation, Gebet und der Entwicklung des intuitiven Geistes: Mystik ist der Pfad der Vereinigung; Magie ist die Expression des vereinigten Selbst. Obwohl mancher Mystik als inkonsistent mit „Hochmagie“ empfinden mag, wird eine tiefergehende Untersuchung ihre Schulung als in allen relevanten magischen Schulen und Orden integriert erweisen. Diese Schulung kann gewöhnlich in dem gefunden werden, was als die „Grundlagen-Praktiken“ eines Ordens bekannt ist, und sie kann vielfältige Stufen der Übung in Konzentration, Kontemplation, Visualisierung sowie der Entwicklung des Lichtkörpers beinhalten. Fortgeschrittenere Techniken, welche Magie und Mystik überbrücken, können ebenfalls Skrying, das Aufsteigen auf den Ebenen und die Kultivierung der magischen Persönlichkeit umfassen. In der westlichen Tradition ist dies letztgenannte so integral für den theophanischen Prozess, dass wir damit tiefergehend im Artikel über „die magische Persönlichkeit und der Heilige Schutzengel“[1] beschäftigen.

Komparative Quellen und Modelle

Dieses Journal erforscht die Mysterien der Phänomene der Kenntnis und Konversation des Heiligen Schutzengels mit einer näheren Betrachtung ihrer Dynamiken, Strukturen und verschiedentlichen Anwendungen, die zu ihrer Erreichung effektiv sind. Obwohl unserer Hauptfokus beim Rahmenmodell der hermetischen und ogdoadischen Traditionen der westlichen Mysterien liegt, kann man dieses Thema nicht erschließen, ohne sich auf andere Quellen und Traditionen zu stützen. Von jenen müssen wir die Blüte der Sufi Gelehrten des 12. und 13. Jahrhunderts und ihre Lehren anerkennen.

Stark beeinflusst durch Hermes und die verwandten hermetischen Texte, schenkte eine Reihe von Mystikern Konzepten, Arbeiten und Einsichten das Leben, welche freimütig die profunden Tiefen, die Wirklichkeit und die Beziehung mit dem Geliebten Engel erforschten. Unter diesen Persönlichkeiten finden sich der Sufi-Mystiker aus dem 12. Jhdt., bekannt als Ibn Arabi (1165 – 1240), das hermetisch inspirierte Werk von Najmoddin Kobra (1145 – 1221) sowie Sohravardi (1154 – 1191). Bei letzterem spielten Hermes und die hermetische Philosophie eine zentrale Rolle in Sohravardi’s Werk und Erleuchtung [2].

Das Einbeziehen von Quellen verwandter Traditionen ist notwendig aufgrund des Mangels an umfassendem Material in der WMT allein. Während unsere Tradition adäquat in Bezug auf die Schlussfolgerungen erscheint, mangelt es ihr an fundierter Theorie und Methodologie. So braucht die WMT auch im Hinblick auf die sich entwickelnde Beziehung mit unserem Engel eine Modernisierung und klare Sprache. Wir sind so sehr an kryptische, geheime und mysteriöse Regeln um die Hochmagie herum gewöhnt, das Schüler dies als notwendig akzeptieren, um die Mysterien zu schützen – bzw. eigentlich den Schüler: Das meiste dieser Geheimniskrämerei ist völliger Unfug! Man fragt sich, ob die mystischen Taditionen der Sufis den Suchenden besser auf die Orientierung, die harte Arbeit und die für die göttliche Alchemie notwendige Disziplin vorbereiten; sicherlich halten sie nicht den Glamour und die Faszination bereit, welche die magische Kunst der WMT verspricht. Andererseits sollte man nicht annehmen, dass die WMT ohne Verdienste in diesem Bereich ist.

Ein Beispiel bilden die hermetischen Texte [3], die sehr klar von diesen Mysterien sprechen und wie man den Logos oder göttlichen Geist verwirklicht. Wir haben ebenso dem Werk der heiligen Magie von Abramelin dem Magier, zahlreichen Werken von Aleister Crowley, Israel Regardie und im Besonderen, den Schriften von Denning und Phillips dafür zu danken, dass sie das Thema ins 21. Jhdt. und darüber hinaus getragen haben. Das letztere, zuerst veröffentlicht in „Triumph des Lichts“ in der „magischen Philosophie“, ist eine erstaunlich eloquente, persönliche und einsichtsvolle Arbeit über den heiligen Schutzengel („Divine Guardian“) und vergleichbare Literatur.

Im Hinblick auf die ogdoadische Tradition werden einige Parallelen aus ihrem System von drei Graden oder Hallen, wie sie auch genannt werden, verwendet, um die Natur der Suchwanderung zu erforschen. Wir hoffen wahrhaftig, dass eine objektive Untersuchung dieses Modells es als das organischste, wenn nicht sogar das effektivste System innerhalb der WMT erweisen wird. Idealerweise würden wir gerne die unsinnigen Ideen zerstreuen, dass das ogdoadische System eine Ableitung des Golden Dawn Systems sei. So schön wie der Golden Dawn Orden ist, Personen, die an dieser Theorie festhalten, zeigen einen deutlichen Mangel an initiatorischer Einsicht, und ich vermute ein Unvermögen, die grundlegenden Unterschiede der zwei Systeme zu verstehen.

Jedoch müssen wir auch diejenigen Gruppen die als Wicca oder Pagan definiert werden, in ihrer Verwendung des drei-Grade-Systems anerkennen. Sie, wie auch die hermetische Tradition, haben ihren Standard von uralten Quellen und Modellen der Initiation und der magischen Ausbildung übernommen. Obwohl ihre Arbeitsweisen sich weit unterscheiden mögen, haben doch die meisten eine einzigartige Integrität, die auf drei Stufen oder Graden basiert, welche historisch gesehen die ältesten und überdauerndsten intiatorischen Systeme sind. In jenen war es Tradition, die ersten beiden Grade dem zu widmen, welches die „geringeren Mysterien“ genannt wird, während der dritte Grad für die „höheren Mysterien“ reserviert wurde. Seit dem prä-christlichen Ägypten herrschte die initiatorische Triade die Mysterienschulen des antiken Griechenlands und legte den Grundstein für die moderne Freimaurerei.

Das Gradsystem und seine Arbeit

Der Astrum Sophiae ist ein solarer hermetischer Orden, dessen primärer Zweck organisiert und gesteuert wird, um seinen Mitgliedern bei der Verwirklichung und Erfüllung der Kenntnis und Konversation ihres Heiligen Schutzengels beizustehen. Ferner ist er ein Orden der ogdoadischen [4] Tradition, die sich durch die Embleme des achtstrahligen Sterns der Regeneration und das fünffache Haus des Opfers auszeichnet: Symbole, welche im Herzen und den Werken des höheren göttlichen Selbst verwurzelt sind. Dieses höhere Selbst ist bekannt unter verschiedenen Titeln wie: Der heilige Schutzengel (Holy Guardian Angel – HGA), göttlicher Wächter, der Genius, Daimon, Geliebter, die Persona, oder manchmal auch einfach „der Engel“.

Das System der drei Hallen oder Grade, welches vom Astrum Sophia (OAS), dem Aurum Solis und der ogdoadischen Tradition im Allgemeinen verwendet wird, stellt ein einzigartig effektives Rahmenwerk/Gefüge bereit, um die Mysterien des göttlichen Wächters zu ergründen. Innerhalb der drei Hallen wird der Initiat Schritt für Schritt durch den Prozes der göttlichen Alchemie und somit in das gewaltige Herz der höheren Mysterien des Lichts geführt.

Die erste Halle markiert den Übergang des Initiaten von der alltäglichen Welt in das magische Reich der geringeren Mysterien. Nachdem er an die Schwelle geführt und seine Sicht wiederhergestellt wurde, spricht die Stimme des Lichts den Kandidaten mit „Kind der Erde und des Sternenhimmels“ an und markiert hierdurch den Eintritt in die neue Welt und das neue Leben des Initiaten. Hier beginnt die Reise zu den Mysterien des Lichts und die Einführung in die fünf heiligen Aspekte des heiligen Hauses der Gnosis. Dieser Schritt wird auch symbolisiert durch die Säule des Atems, welche die südliche Seite des Hauses des Opfers stützt: sie repräsentiert unter anderem die Wiederherstellung des Ruachs des Kandidaten. Man könnte fragen, warum der niedrigste Grad auf das Ruach und nicht auf das Nephesh fokussiert ist. Dies ist deshalb so, weil das Ruach der Zelebrant und Empfänger unseres Werkes ist und zuerst initiiert werden muss, um effektiv das Nephesh in den Mysterien leiten und führen zu können. Diese Dynamik zuerst anzugehen ist essenziell, da das Ruach des Kandidaten ein angemessener Mediator und Vehikel für die Mysterien der zweiten und dritten Halle werden muss.

Die zweite Halle, wahrscheinlich der magischste der Grade unserer Tradition, vermittelt den gesamten Umfang der geringeren Mysterien des Lichts. Dies beinhaltet eine umfassende Arbeit mit den Elementen, den planetarischen Kräften, dem Erwecken des Lichtkörpers, die Einweihung in die archetypische „Sternbild der Verehrten“ (Constellation of the Worshipped) und tiefere Verbindung mit den Kontakten der inneren Ebenen unserer Tradition. Zusätzlich wird der Magier in uralte Formeln eingeführt, um ihn weiter für die Welt der Hochmagie zu erwecken. Die erste und zweite Halle bilden somit das Fundament für die Suchwanderung nach dem göttlichen Wächter.

Die dritte Halle, diejenige des Adeptus, wird übertragen durch einen mächtigen Ritus, der Palingenesis – oder Ritus der Erhöhung – genannt wird. Dies ist ein profunder Schritt, welcher den Initiaten in die volle Erkenntnis und Gnade der höheren Mysterien trägt, und in der Folge, in den inneren Orden des Stella Gloriosa. Das Werk des neuen Adepten, falls Verwirklichung noch nicht erreicht wurde [5], beinhaltet die mystische Erfahrung der Kenntnis und Konversation des heiligen Schutzengels. Bei seiner Erfüllung, wird der Initiat nach unseren Maßstäben zum Adeptus Plenus oder vollen Adepten. Nach dem Ermessen der Oberhäupter des Ordens kann der Adept durch den Ritus der Ratification (Rite of Ratification) bestätigt werden. Zusätzlich kann der Adept in die Gilde des gleißenden/flammenden Rades (Guild of the blazing Wheel) des Stella Gloriosa berufen werden. Die Gilde des gleißenden Rades verkörpert die funktionalen Arbeiten und die Bruderschaft eines inneren und wiedereingesetzten Körpers des Ordo Astrum Sophiae. Die Gilde drückt sich aus durch die Riten des Temenos der Adepti sowie des Telesterions der Adepti der dritten Halle. Hierin inbegriffen sind Initiationsrituale, die mit der Formel des Hauses des Opfers in Bezug auf die dritte Halle verbunden sind, und die als eine vitale Progression von Sub-Initiationen innerhalb der eigentlichen dritten Halle [6] betrachtet werden.

Diese Grade sind besonders eingestimmt auf die inneren Arbeiten des Stella Gloriosa sowie die tiefgreifende innere Alchemie des Adepten und der Tradition als Ganzes. Im folgenden eine Zusammenfassung des ogdoadischen Gradsystems und der Prinzipien des kabbalistischen Lebensbaumes [7].

0. Proband (Probationer) ist kein Grad, sondern der Status eines Probanden oder Prä-Initiaten. Diese beginnen, die wichtige Arbeit des Pronaos aufzunehmen: Jemand der, da er vorbereitet ist, an der Schwelle der ogdoadischen Mysterien steht.

1. Neophytos (Neophyte), dessen vollständiger Titel Neophyt des Großen Werkes lautet: Initiation in diesen Grad wird in der ersten Halle gewährt und wird auf dem Lebensbaum durch Malkuth repräsentiert.

2. Servitor (Server), dessen vollständiger Titel Diener der geheimen Flamme lautet: Initiation in diesen Grad wird in der zweiten Halle gewährt. und wird auf dem Lebensbaum durch Yesod repräsentiert.

3. Adeptus Minor (Adept), dessen vollständiger Name Priester der Gnosis lautet: Dieser Grad wird auf dem Lebensbaum durch Tiphareth repräsentiert. Da er dem inneren Orden oder den Höheren Mysterien angehört, ist seine Bedeutung in sich selbst vollständig.

Diese Grade korrespondieren mit dem Haus des Opfers in der Form von:

1. Der Dyade – die zwei Säulen, mit der ersten, Nomothetes, der männlichen Säule die sich auf das Ruach und auf die erste Halle bezieht. Die zweite Säule, Machetes, da weibliche Prinzip, das auf die zweite Halle und das Nephesh bezogen ist.

2. Der Triade – bezieht sich auf die supernalen Sephiroth, die dritte Halle sowie auf das Neshamah, den heiligen Schutzengel (HGA).

Die Kabbalah und ihre Konzepte

Die Gestaltungen, Konzepte und Symbole in diesem Journal werden zugänglich gemacht über die Rahmenkonzepte und Terminologien verschiedener Systeme, darunter: Die Westliche Mysterien Tradition, die Ägyptische Theorie der Seele und der Transzendenz, das hinduistische Gedankengut der Guru Gita sowie die die Ideen der Sufis aus dem mittleren Osten. Wann immer möglich, wird die Kabbalah der WMT dazu genutzt um eine vertraute und überzeugende Sprache bereitzustellen, um unser Thema zu ergründen. Das Folgende ist eine Zusammenfassung der grundlegenden Prinzipien des kabbalistischen Lebensbaumes sowie der Ebenen der Seele, welche für unseren gegenwärtigen Zweck wesentlich sind.

Die Vier Welten

Der Lebensbaum ist in vier Welten aufgeteilt, welche für den Zweck der vorliegenden Arbeit als Reiche bezeichnet werden, welche die Seele bewohnt. Die Welten stellen auch ein gut etabliertes Rahmenkonzept sowie einen Kontext bereit um die Arbeit des Engels zu ergründen. In absteigender Reihenfolge werden sie als Aziluth, Briah, Yetzirah und Assiah benannt.

Diese vier Welten korrespondieren mit dem göttlichen Namen Yod Heh Vav Heh (YHVH) und repräsentieren diesbezüglich Feuer, Luft, Wasser und Erde. Die ersten drei Welten setzen sich aus Triaden von Sephiroth zusammen, welche in Malkuth (gleichzusetzen mit der ierten Welt) kulminieren, welche sich wie ein Anhängsel am unteren Ende des Lebensbaums hängt. Jede Welt ist eine Spiegelung der Welt darüber und repräsntiert das Bewusstsein, welches sich in immer größeren Dichten manifestiert.

Atziluth

Die erste Welt, Atziluth, ist die archetypische Welt, welche mit dem hebräischen Buchstaben Yod und dem Element des uranfänglichen Feuers assoziiert wird. Atziluth umfängt die supernale Triade auf dem Lebensbaum, welche mit Kether, der Krone, der archetypischen Monade, bzw. dem Geist, beginnt. Kether bringt sich zum ersten Mal in der zweiten Sephirah, Chokmah (Weisheit) zum Ausdruck, dem archetypisch männlichen Prinzip. Auf Chokmah folgt die dritte Sephirah, Binah, das archetypisch Weibliche.

Zusammen bilden diese drei Sephiroth die supernale Triade des Göttlichen, von welchem die drei emanierenden Welten Spiegelungen sind. Solchermaßen wird die Welt Briah (die erste geschöpfte Welt) von der archetpischen Welt in Atziluth, wie eine Spiegelung auf dem Wasser reflektiert. Diese Abtrennung verursacht die Bildung eines Abgrundes (Abyssos) zwischen den beiden Ebenen des nicht-manifesten (Atziluth), und dem was manifest wird – anders: Sein und Werden. Atziluth ist damit das reine Reich des Geistes, welches die Sephiroth und die drei niederen Welten hervorbringt.

Briah

Die zweite Welt, Briah, ist die Welt der Schöpfung, welche mit dem hebräischen Buchstaben Heh und dem Element des uranfänglichen Wassers assoziiert wird. Die briatische Domäne umfasst die vierte Sephirah Chesed (Gnade/ Mercy), die fünfte Sephirah Geburah (oder Strenge/Severity) sowie die sechste Sephirah Tiphareth (oder solare Schönheit). Zusammen formen sie die Harmonie des schöpferischen Bewusstseins innerhalb dessen, was als das Raum-Zeit-Kontinuum bekannt ist. Diese Triade zeigt auf, dass das göttliche uranfängliche Feuer von Atziluth sich unterhalb des Abyssos in den klaren uranfänglichen Wassern der Schöpfung zum Ausdruck bringt. Diese Welt der Schöpfung wird auch als „das Universum der Throne“ bezeichnet. Es ist somit der Thron der Mach und der Gnade des Heiligen Lichts, welches von oben emaniert: das innerste Herz des Weltensystems und ein primärer Ort für das Ruach. Briah wird auch als das Reich der Erzengel und des reflektiven imagninativen Geistes betrachtet, welcher zuerst ursprünglich in Atziluth gezeugt wurde.

Yetzirah

Die dritte Welt, Yetzirah ist die Welt der Formbildung, welche mit dem hebräischen Buchstaben Vau und dem Element der ursprünglichen Luft assoziiert wird. Yetzirah wird durch die siebte Sephirah Netzach (oder Sieg, Victory), die achte Sphirah Hod (oder Glanz, Glory) und die neunte Sephirah Yesod (oder Fundament, Foundation) gebildet. Diese drei Emanationen (oder Ausströmungen) bilden die Kräfte der Empfindung, des Verstandes bzw. des Bildes (der Imago, das astrale Licht). Dies ist die Ebene der Engel. Als niederste Triade auf dem Lebensbaum repräsentiert diese den Zusammenhalt der Energien und Strukturen, die von der briatischen Ebene oberhalb herabsteigen. Wenn die drei Elemente in Yesod zusammenkommen, bilden sie eine dynamische Alchemie und dadurch das der Manifestation zugrundeliegende Fundament, welches in der kristallinenen Welt von Assiah resultiert. Yetzirah ist die Welt des astralen Lichts, worin Ideen, Bilder und Muster anfangen Gestalt anzunehmen. Diese unermessliche Weite enthält all die Energien und Eindrücke der höheren Ebenen und ist daher ein unerlässliches Bindeglied zwischen unserem weltlichen Leben in Assiah und der geistigen Welt von Briah.

Assiah

Die vierte und letzte Welt ist diejenige von Assiah, die Welt der Handlung. Assiah wird nur durch die zehnte Sephirah Malkuth, dem Königreich, repräsentiert. Assiah korrespondiert mit dem hebräischen Buchstaben des Heh am Ende, welcher symbolisch die Kombination der Elemente repräsentiert, die sich im Element der ursprünglichen Erde manifestieren. Sie ist die geschöpfte Welt der physischen Elemente, das manifeste Universum. Hier wohnt der physische Körper, die Umgebung in welcher er operiert und von der aus wir aufsteigen.

Die Ebenen der Seele: Der Göttliche Wächter und seine Funktionen

Es gibt drei große Unterteilungen der Psyche in der esoterischen Philosophie. Diese sind:

1. Das Neshamah oder die höhere Seele, welche mit Atziluth und Briah korrespondiert.
2. Das Ruach oder die rationale Seele, welche mit Briah und Yetzirah korrespondiert
3. Das Nephesh oder die niedere Animalseele, welche mit Yetzirah und Assiah korrespondiert.

Das Neshamah

Das Neshamah ist der Überbau der Psyche, der sich aus den drei archetypischen Prinzipien zusammensetzt, welche durch Kether, Chokmah und Binah repräsentiert werden. Das Kether Prinzip wird auch Yechidah genannt und ist die höchste, undifferenzierte Qualität des Geistes welche als reines unausgedehntes Bewusstsein existiert: dies ist gleichbedeutend mit Der Einheit. Als das „ICH BIN“ reicht die Yechidah nach Chokmah als Chia. Chia ist die individuelle Lebenskraft und der Wille einer Einzelseele und daher der erste Ausdruck seines Wortes oder seiner Natur – des Logos. Binah ist die dritte und formbildende Kraft der Supernalen (Überirdischen). Als die höhere intuitive Seele oder Große Mutter, welche alle vorhergehenden Kräfte enthält, ist sie das eigentliche Neshamah. Das Neshamah beginnt den Prozess der Formgebung und der Definition durch den das Selbst als einzigartig unterschieden werden kann – jedoch unbegrenzt in möglichem archetypischen Ausdruck. Neshamah als Binah oder Verstehen ist gleichermaßen das Verstehen wie der Geist sich selbst auf verschiedentliche archetypische Weisen ausdrücken und sich dabei im Prozess der Selbsterkenntnis immer weiter verstehen lernen kann.

In psychologischen Begriffen korrespondiert das Neshamah mit dem überbewussten intuitiven Geist. Es wird gelgentlich mit Freuds Überich verwechselt, welches durch äußere Einflüsse durch einen Prozess namens Introjektion gebildet wird. In Beziehung zum Ruach fungiert der überbewusste Geist, welcher in Binah thront, als der archetypische Geist in Gestalt des Engels (HGA) oder Genius. Dieser „Engel des Lichts“ in der kabbalistischen Literatur ist in gewisser Weise die göttlich weibliche Shekhina oder überirdische Mutter, welche mit der Gnostischen Sophia oder Seele der Weisheit identisch ist. Da jedoch das Neshamah alle großen Formen von Archetypen nährt ist auch der Adam Kadmon, das archetypisch männliche bzw. der Agathodaimon dort ansässig. Ich sage ansässig, weil das Neshamah einer Person an und für sich nicht durch den Heiligen Schutzengel definiert wird. Gerade so wie viele Menschen in einem großen Haus oder einer Stadt leben mögen, kann ein individuelles Neshamah mehr als eine Engel zugleich beherbergen und hervorbringen. Da es sich oberhalb des Abyssos befindet, ist es notwendig zu verstehen, dass der Engel als Gesandter des Neshamah als lebendige und dynamische Präsenz existiert, welcher das unsterbliche Reich des spirituellen Daseins bewohnt. Es liegt auch in der Natur des Neshamah, die Einsicht, den Trieb und die Gestaltung der Selbstverwirklichung durch seinen himmlischen Abgesandten zu enthalten und vermitteln. Aus diesem Grunde heißt es im Allgemeinen, dass das Bewusstsein, wie Vereinigung mit dem Selbst erreicht werden kann, als Teil der Kenntnis und Konversation mit dem Engel offenbart wird.

Wenn das Neshamah sich zum Zwecke der Erfahrung und des Selbstausdrucks unterhalb des Abyssos projiziert, bildet es die zweite Ebene der Psyche in Form des Ruach. Das Ruach ist der Spiegel des Neshamah, welcher sich in den schöpferischen Wassern der briatischen Welt reflektiert. Als ein Ergebnis dieses Abstiegs verliert das Ruch seine Erinnerung an seine göttliche Natur und wird theoretisch als von der Gnade abgefallen betrachtet. An diesem Punkt erscheint zwischen dem Neshamah und dem Ruach in der Struktur des Lebensbaumes eine „Schattensephirah“, die Da’ath oder Wissens genannt wird. Jedoch ist Da’ath auch eine Brücke (es existiert nicht „wirklich“), wodurch Verstand des Ruach schließlich dahin kommen kann, den Engel durch persönliche Alchemie und okkultes Wissen vom Selbst zu verstehen.

An diesem Punkt markiert der Anfang der Versöhnung zwischen Neshamah und Ruach eine wichtige Stufe im Großen Werk.

Das Ruach

Das Ruach, oder die rationale Seele, wird durch die Sephiroth Chesed, Geburah, Tiphareth, Netzach und Hod gebildet. Die obere Region des Ruach überlappt mit dem Neshamah bei Da’ath und unterhalb mit dem Nephesh bei Yesod. Das Ruach ist die rationale inkarnierte Seele, welche sich, als vom Neshamah verbannt erscheinend, in der temporalen Welt integrieren muss, ohne ihre Kohäsion zu verlieren. Einmal unterhalb des Abyssos muss sie auch nach besten Kräften eine Unmenge an weltlichen und transzendenten Funktionen leisten, welche für das blanke Überleben und die Vereinigung mit seiner göttlichen Quelle benötigt werden.

Das Herz des Ruach liegt in Tiphareth, und es ist hier, wo das persönliche Ich, oder der Sitz der Identität im bewussten Geist liegt. Als die Seele im Mittelpunkt der Psyche wird es der Vermittler zwischen dem göttlichen Überbewusstsein und dem niederen Selbst. Als das persönliche Ich funktionierend, und als der Kern der inkarnierten Identität, organisiert es kontinuierlich das Feld der Erfahrung eines Menschen und versucht dieses zu verstehen. Aufgrund dieser Dynamik wird das Ruach die Seele des Verstandes genannt. Zusätzlich zur Vermittlung unseres intuitiven Überbewusstseins und unseres instinkthaften unbewussten Selbst, ist das Ruach noch dafür verantwortlich, unsere internalen und externalen Wirklichkeiten zu verstehen.

Das Nephesh

Das Nephesh oder die Animalseele wird Yesod zugeschrieben – der Sphäre des Mondes und der Reflexion. Innerhalb der Psyche hat das Nephesh innige Beziehungen mit dem Ruach und dem Körper. Diese Position bringt ihre eigene Zusammenstellung an Komplikationen im Nephesh und in der Folge im Rest der Psyche mit sich, welche unterhalb des Abyssos lebt.

So wie persönliche Neurosen in der Psyche gebildet werden, verstärken Versagung und Verdrängung eine Form des Dualismus, wodurch sie die Natur des Nephesh spalten. Daher kann das Nephesh durch Unwissenheit und Furcht zurückgewiesen werden. Jede wirksame Form von Tiefenpsychotherapie oder magischem System wird danach streben diese Schattenseite zu verstehen und zu integrieren, um ihre gewaltige interpsychische Energie und ihre reiche innere Symbolik nutzbar zu machen (und sie somit in ihre ursprüngliche Ausrichtung zurückzuführen). Im Lichte dessen ist es weise, sich daran zu erinnern, dass das Nephesh die geringere Shekhina und deshalb mit Binah bzw. dem Neshamah als okkultes Tor zum Engel verbunden ist [8].

Das Nephesh ist der am häufigsten geschmähte Aspekt der Psyche – und der am meisten missverstandene. Auf der einen Seite hat es eine ursprüngliche Kraft und Schönheit, welche für das Leben eines jeden Einzelnen essenziell ist, der sich dem Großen Werk widmet. Auf der anderen Seite jedoch enthält das Nephesh unbewusste Impulse, die häufig dem wahren Willen und seinem Werk entgegenstehen (das „Es“ in Freuds Persönlichkeitstheorie). Man kann nicht das Schatten-Selbst [9] verleugnen und magisch wachsen.

Das verdrängte Material im Unbewussten muss irgendwann zum bewussten Brennstoff für den Kessel unserer Alchemie statt ein lauernder Schatten der Furcht werden. Dies ist ein Grund warum wir potenzielle Magier ermutigen, sich einer Form der Psychotherapie oder Analyse als Teil ihres magischen Trainings zu unterziehen.

In gewisser Hinsicht ist das Nephesh wie ein treuer Hund, der sein eigenes Leben riskieren würde, um seinen Herrn zu retten (Anubis ist eine Schutzgottheit des Nephesh). Als solches ist seine Natur an sich wohlmeinend, treu und schöpferisch; jedoch wird mit großer Wahrscheinlichkeit selbst das ausgeglichenste Wesen aus dem Gleichgewicht geraten, wenn es von jemandem, der sich als seinen Herrn ausgibt abgelehnt, ausgehungert und geschlagen wird. Meistens ist es das rationale Selbst also, welches zu Ignoranz und Grausamkeit fähig ist – nicht das niedere Selbst. Das Ruach oder rationale Selbst sollte also als mitwirkender Faktor bei der Bildung des unerkannten Schattenkomplexes betrachtet werden.

Das G’uph

Das G’uph ist ein Begriff, welcher verwendet wird, um den physischen Körper und seine Verbindung zum Geist zu beschreiben. Im Mikrokosmos nutzt das Nephesh die Sinnesorgane und das autonome Nervensystem, als Pfade innerhalb unserer Körper-Geist-Matrix. Damit meine ich, dass der Körper und der Geist als funktionale Erweiterungen voneinander operieren und nicht vollständig voneinander getrennt werden können, während sie sich in einem irdischen Träger befinden. Das G’uph ist damit eine authentische Ebene der Psyche – wenngleich eine manifeste, welche sehr wohl den Namen „Tempel des Geistes“ verdient.

Zusammenfassung

Es ist ein verbreiteter Fehler, anzunehmen, dass zwischen den Sephiroth, den Welten und den Ebenen der Psyche scharfe Trennungen existieren. Da der Lebensbaum ein intrinsisch harmonisches und interaktives System von Energien widerspiegelt, bietet die Erwägung wo und wie diese Unterschiede verschmelzen, einen wertvolles Zugang zu theoretischer und praktischer Anwendung. Beispiele dafür können bei Da’ath im Abyssos gefunden werden, und in Yesod, wo die niederen und mittleren Ebenen der Psyche zusammenkommen. Obwohl dieses Überbrücken im Allgemeinen mehr den verbindenden Pfaden und den Platzierungen der Tarot Trümpfe zugeschrieben wird, ähneln die härteren Unterscheidungen, den Elementen, wie sie auf der Erde zusammenkommen. Man stelle sich dies wie eine Wassermenge vor, die unter harter Erde ruht. Hier würde man harte Partikel im Wasser schwebend finden und zugleich Grundwasser unterhalb der harten Oberfläche. Dies legt ein mehr interaktives Modell der Psyche nahe, im Gegensatz zu einem mit rigideren Unterteilungen.

Die Kenntnis und Konversation des heiligen Schutzengels

… ist der direkte bewusste Kontakt zwischen dem Neshamah und dem Ruach, in dem due wahre Natur, der Logos, oder die Bestimmung des Individuums offenbar wird. Das ist der Anfang der Arbeit des Adepten, nicht das Ende!

 

Anmerkungen

[1]: Ein umfassender Text: „Der Heilige Schutzengel: Seine Queste und Erfüllung“, ist für eine spätere Ausgabe durch die Leiter des Ordens geplant.

[2]: Siehe The Man of Light in Iranian Sufism von Henry Corbin

[3]: Siehe The Corpus Hermeticum, „The Sermon on the Mount“

[4]: Acht ist die einzige Zahl, die kontinuierlich und regenerativ ist; das Symbol des Hermes, und die Lemniskate der Unendlichkeit.

[5]: The formal elevation of the Adept is not necessarily a prerequisite to his or her attainment. For such an individual, the Palingenesis will serve to further strengthen and consummate the Gnosis. Die formale Erhebung des Adepten ist nicht notwendigerweise eine Vorbedingung für seine oder ihre Verwirklichung. Für eine solche Person wird die Palingenesis dazu dienen, die Gnosis weiter zu störken und zu vollenden.

[6]: Diese Grade, die dem O.A.S (Astrum Sophiae) exklusiv sind, sind:

  1. Der Heilige: Ritus des Temenos der Adepti – Phase 1
  2. Die Krone der Flamme: Ritus des Telesterion – Phase 1
  3. Der Erstgeborene: Ritus des Telesterion – Phase 2
  4. Die Sonne in der Nacht: Ritus des Telesterion – Phase 3
  5. Das Feuer des Naos: Ritus des Telesterion – Phase 4

[7]: Siehe: Aurum Solis: Initiation Ceremonies and Inner Magical Techniques von Osborne Phillips.

[8]: Der Ritus der Integration der Zweiten Halle ist brilliant gestaltet, um diese profunden Dynamiken zu fördern.

[9]: Der Schatten ist ein Begriff von C. G. Jung, um das spiegelbildliche Gegenteil dessen, was wir zu sein meinen, zu beschreiben, welches unter die Oberfläche des Bewusstseins verdrängt wurde.

Agathodaimon - Die Formel der Sublimation in Theorie und Praxis

von William Stoltz

Dieser Text erschien ursprünglich unter dem Titel ‚Agathodaimon. The Formula of Sublimation in Theory and Practice‘ von William Stoltz in: Ogdoadic Journal Vol. 1 Issue 1 auf der Homepage des Astrum Sophiae. Das englische Original findet sich hier. Übersetzung durch: Citadel of Pharos 2019.

Wer oder was ist der Agathodaimon? Die wörtliche Übersetzung von Agatho-Daimon, welche dem griechischen entlehnt ist, lautet: guter oder wohlmeinender Geist. Daraus können wir vermuten, dass er eine wohlwollende, transzendente Präsenz mit besonderer Relevanz für die conditio humana ist. Innerhalb der ogdoadischen Tradition konzentrieren wir uns auf die zwillingshafte ophiomorphe (schlangenartige) und die anthropomorphe (menschliche) Form des Agathodaimon. (Andere Formen wie der kabbalistische Adam Kadmon und der keltische Cernunnos haben historische und esoterische Bedeutung, fallen aber aus dem Rahmen unserer gegenwärtigen Betrachtung. Obwohl dies beiden grundlegenden Formen koexistieren und in gewisser Weise untrennbar sind, haben sie zugleich wichtige und tiefgründige Unterschiede in unserer Arbeit inne. Diese tieferen Realitäten werden durch die Lehren der Tradition, grundlegende Praktiken und vielleicht am Wichtigsten, durch die Stufen der Initiation vermittelt. Sogar im Ritus der Induktion in der ersten Halle (First Hall Rite of Induction), wo das Sternbild der Verehrten (Constellation of the Worshipped) nicht offen erwähnt wird, übertragen die Amtsträger (Officers) in der letzten Segnung eine Verkündigung der Ankunft des Agathodaimon: „Somit möge die Vision des göttlichen Lichts in ihrer/seiner Seele aufsteigen und deine Präsenz sie/ihn umhüllen“ [1]. In der Schrift über das Sternbild der Verehrten lesen wir über den Agathodaimon: „AGATHODAIMON“ ist die transformierende Vision des göttlichen Lichts, welche in der Seele aufsteigt; und er ist der heilige Wächter des Kosmos, das spirituelle Bewusstsein des Logos, welcher den manifesten Welten immanent ist.“ [2]

Wir können annehmen, dass der Agathodaimon, wie er durch den Magus des Ritus repräsentiert wird, eine Hauptfigur ist, welche den inneren Arbeiten des Initiationsprozesses zugrunde liegt. Während wir in der Initiationssequenz voranschreiten, finden wir, im Kern der zweiten Halle, expliziter die Funktionen der geflügelten Schlange Knouphis. Wie man vielleicht bereits vermuten könnte, spielt in dieser Stufe des Initiationsprozesses der ophiomorphe Agathodaimon die Hauptrolle bei der Initiation und Integration.

Allerdings geschieht es erst im Ritus der Erhöhung (Elevation) der Dritten Halle, dass die anfängliche Verkündigung in Bezug auf die Mysterien des Agathodaimon vollständig in der Psyche des Kandidaten verwirklicht wird. Hier, in seiner vollen Kraft und seiner Symbolik, finden wir, der Ritus der Erhöhung der Dritten Halle primär um das Prinzip des anthropomorphen Agathodaimon herum organisiert ist.

Eine Unterscheidung zwischen der ophiomorphen und der anthropomorphen Form des Agathodaimon findet sich im Dokument über das Sternbild der Verehrten des Aurum Solis. Darin erfahren wir, dass die Natur des Knouphis Agathodaimon sich in einer bedeutsamen Hinsicht aus einem Herabsteigenden Impuls der göttlichen Kraft heraus manifestiert. Dennoch ist die persönliche Erfahrung und die dynamische Kraft der göttlichen Schlangenkraft, wie bei der hinduistischen Kundalini, ein aufwärts gerichteter Impuls innerhalb der Psyche und des Nervensystems. Oberflächlich betrachtet scheint dies ein Widerspruch zwischen kosmischer Theory und persönlicher Erfahrung zu sein, aber tatsächlich enthüllt dies eine wichtige magische Dynamik: Der abwärts gerichtete Impuls der göttlichen kosmischen Energie erweckt das Aufsteigen des latenten Schlangenfeuers in uns. Unser inneres Feuer erwacht gemäß unserer Fähigkeit die göttliche Präsenz anzurufen und angemessen zu kanalisieren; und in dieser Hinsicht ist die geflügelte Schlange ein passendes Emblem für diese transformative, kreative und transzendente Kraft des „Rufes zum Leben“ des menschlichen Geistes.

Knouphis Agathodaimon ist somit die Methode und das Mittel , um den Prozess der Transformation und Regeneration zu erwecken.
Diese dynamische Kraft stimuliert häufig die Libido des Praktizierenden und verstärkt die ursprünglichen Instinkte (inklusive des Sexualtriebs) proportional zur Intensität der spirituellen Arbeit. Obwohl dies dem Magier oder Tantriker, der bewusst mit diesen Prozessen arbeitet, wenig Konflikte bereitet, war dies ein seit langem bestehendes Problem für Individuen, Seminare und Klöster, wo Verdrängung die geläufige und für gewöhnlich nicht erfolgreiche Lösung für diese s Phänomen darstellte.

In dieser Hinsicht können wir eine enge Beziehung zum kabbalistischen Pfad Ayin und seiner Tarot-Attribution der Pan ähnlichen Figur des Teufels sehen. Diese Figur ist synonym mit dem griechischen Gott Pan oder dem keltischen Cernunnos, und sie repräsentiert als solche die rohe kreative oder generative Energie des Kosmos und des Individuums. Wenn wir diese Korrespondenzen tiefer ergründen, finden wir heraus, dass der hebräische Buchstabe Ayin im Sepher Yetzirah als die erneuernde oder regenerative Intelligenz bezeichnet wird: ein Prinzip, um das sich der Kern dieser Diskussion dreht. Zusätzlich finden wir den Teufel des Tarot verbunden mit der regenerativen Intelligenz und gepaart mit der großen alchemistischen Formel des „Solve et Coagula“ (lösen und binden: erneuern). Da der Pfad des Teufels Hod (die Sephirah von Merkur und dem Verstand) mit Tiphareth (der Sephirah des solaren Bewusstseins, der Schönheit und der Adeptschaft) verbindet, können wir erkennen, wie die Aussage von Paul Foster Case hier so anwendbar erscheint:

„Von allen Schlüsseln des Tarot ist Schlüssel 15 der wichtigste. Er ist der symbolische Schleier für das erste praktische Geheimnis des okkultismus. Er verbirgt und enthüllt zugleich die geheimen Kräfte die traditionell Moses, David und Salomon zugeschrieben werden. Dies ist das selbe Geheimnis, welches Pythagoras in den ägyptischen Tempelschulen lernte. Es ist das große Arkanum der Alchemie und der Magie. Es zu kennen heißt in der Lage sein, den Stein der Weisen zu erschaffen und das Elixier des Lebens. Jedoch können diejenigen, die es wissen, es nicht preisgeben. Denn den essenziellen Punkt daran zum Ausdruck zu bringen liegt jenseits der Macht der Worte.“

Weiterhin wurden die meisten Gestaltungen der Karte „der Teufel“ von Eliphas Levi’s archetypischer Gestalt des Baphomet beeinflusst, von dem angenommen wird, dass es das Idol der Tempelritter war. Baphomet wird von Levi als der „Bock von Mendez“ beschrieben, der niemand anderes als der ägyptische Gott Khnoum sein könnte, der Herr der Alchemie, welcher in der Symbolik und Dynamik des Ritus der Palingenesis enthüllt wird.

Dieses Mysterium wird angedeutet im Sternbild der Verehrten als eine Präsenz (Agathodaimon), „welche von den gnostischen Traditionen aus einer früheren ägyptischen Gestaltung entlehnt wurde.“ In der antiken Form des Khnoum, des Mendez-Bocks, wird er dargestellt als umarmt von der geflügelten Schlange, Knouphis, seinem Gegenpart. Diese symbolische Verschmelzung von Archetypen zeigt eine robuste Dynamik, die welche ebenfalls im orphischen Phanes, mithräischen Aeon und keltischen Cernunnos auftaucht. Alle diese Archetypen bestätigen als tipharetische Vermittler eine machtvolle Verbindung zum universellen Arkanum und transformieren die höheren und niederen Kräfte durch die alchemistische Macht des Lapis Philosophorum (Steins der Weisen).

Der anthropomorphe Agathodaimon zeigt uns eine etwas andere Formel: die Vollendung und der Ausdruck des großen Werkes. Die ophiomorphe Form verdeutlicht den Kontakt mit dem Licht und das darauf folgende Herabfließen der spirituellen Kräfte sowie ihre Antwort in Form eines aufsteigenden Energieflusses. Im Kontrast dazu repräsentiert die anthropomorphe Form die Vereinigung der irdischen und himmlischen Kräfte, primär durch die die tipharetische (briatische) Verbindung, geradeso wie Tiphareth als göttlicher Vermittler zwischen den höheren und niederen Ebenen dient. Seine Wirkungen sind durch seine alchemistische Funktion nicht nur verewigend und vergöttlichend, sondern zeigen den solaren Priester oder Adepten, welcher der bewusste Agent dieser Prozesse ist: insofern ist er der große hermetische Adrogyn oder Geist Mercurius. Dies ist die göttliche Erscheinung im Irdischen und die Transzendenz des Irdischen im Göttlichen – die Kommunion mit dem eigenen Heiligen Engel (Holy Guardian Angel).

Zusammenfassung und Praxis

Im Verlauf der Geschichte haben gewisse archetypische und mythologische Figuren als lebendige Repräsentationen des Agathodaimon herausgeragt. Großartig unter diesen waren Osiris, Dionysos, Mithras, Hermes, Moses und Christus, um nur einige wenige zu nennen. Er ist immerhin der archetypische solare Priesterkönig und göttliche Held, welcher für die Geschichte der menschlichen Rasse so essenziell ist. Er ist der kosmische Christos, der Opferpriester und as ewige Opfer, welcher die Mysterien der Wiedergeburt und des ewigen Lebens zeigt. Er verkörpert die göttliche Natur, die sich in menschlicher Form inkarniert – eine lebendige und empfindsame Präsenz, willens unter der menschlichen Rasse zu wandeln im Dienste der Menschheit, welcher durch seine bloße Anwesenheit die Botschaft des spirituellen Triumphs überbringt. Der Agathodaimon ist somit die eigentliche Seele und der Geist dessen, was das Beste in uns ist, die Quelle von Güte, Schönheit und Wahrheit, und in einem sehr realen Sinne der Vater der Mysterien.

Obwohl er gewöhnlich als männlich dargestellt wird, ist der Agathodaimon in einem wichtigen Sinne androgyn und transzendiert Männlichkeit oder Weiblichkeit. „Er“ ist das Dritte, welches aus der göttlichen Hochzeit des Männlichen und Weiblichen hervorgeht und ihre Dualität in einer Einheit transzendiert, die das EINE spiegelt, aus dem alles entspringt. Großartig unter seinen Mysterien als der große hermetische Androgyn ist seine alchemistische Macht, die niedere Materie in „Gold“ umzuwandeln und zu sublimieren. Die folgende Technik, „die Innere Technik der Sublimation“, verwendet grundlegende alchemistische Prinzipien und die tipharetische göttliche Kraft des Agathodaimon um ihr Ziel zu erreichen. Sie wurde aus dem Curriculum der Dritten Halle des Astrum Sophia abgeleitet als eine machtvolle Technik, die von Individuen jeden Grades angewendet werden kann, vorausgesetzt die Grundlagen des Rituals und die erforderlichen basalen Praktiken etabliert wurden.

Die Innere Technik der (Sublimation) Transformation

0. Vorbereitende Überlegungen:

a) Wähle nach gründlicher Überlegung einen Aspekt deinerselbst, den du nicht willst, als Feld der Sublimation. Dieses „Materium“ (z. B. Selbstsüchtigkeit, eine traumatische Erinnerung, Selbstzweifel etc.) sollte so prägnant wie möglich isoliert und identifiziert werden und einen Namen bekommen. Wenn du ihm eine spezifische Form geben kannst, umso besser.

b) Bestimme sowohl die ursächlichen wie die ausgleichenden sephirotischen Qualitäten deines Materiums. Zum Beispiel beinhaltet Schüchternheit einen Überschuss an Chesed und muss durch den Mut von Geburah ausgeglichen werden. Für eine traumatische Erinnerung, die auf den mondgleichen Qualitäten Yesods fußt, könnte man die Harmonie und Heilung der Sonne wählen.

c) Vergewissere dich, dass du die zweite Formel des Clavis Rei Primae gut geübt und die Fähigkeit gemeistert hast, die anthropomorphe Gottform des Agathodaimon anzunehmen und zu halten.

d) Du solltest in der Lage sein, diese Arbeit mit Freuden anzugehen – und mit Verstand.
Auf dem Bomos befinden sich die Lampe (östlich des Zentrums), ein Feuergefäß (Norden) und das Kamea der Sonne (Mitte). Du solltest auch ein Stück Papier haben, auf den du den Namen deines Materiums geschrieben hast.

2. Führe das Setting of the Wards Power durch, aber ziehe den Kreis widdershins anstatt deosil. Die Gottesnamen und die Archonten sollten dennoch in den üblichen Richtungen invoziert werden.

3. Stehe westlich des Bomos mit Blick nach Osten, nimm deine magische Persönlichkeit an und führe die zweite Formel des Clavis Rei Primae durch, bis dein Orbis Solis intensiv warm und strahlend ist.

4. Bring nun das Materium mit Namen, Gefühl und Form direkt in den Schmelzofen deines Orbis Solis und halte es dort fortwährend.

5. Nimm die Gottform des anthropomorphen Agathodaimon mit so viel Präsenz und Macht wie möglich an. Sobald diese etabliert ist, bringe den Strom des Lichts gleichzeitig von deinen Füßen aufwärts und von deiner Krone abwärts, um sie im Orbis Solis zu verschmelzen.

6. Werde dir des Materiums bewusst, wie es von der Herrlichkeit der solaren Strahlung umgeben wird. Virbiere ONOPHIS mehrmals, um die Intensität und Ausdehnung des Orbis Solis zu erhöhen.

7. Gestatte der Gottform zu verblassen aber halte die tipharetische Präsenz und bringe die ausgleichende sephirotische Qualität in den solaren Schmelztiegel deines Orbis Solis bis du intuitiv fühlst, dass das Materium in deiner Psyche ausgeglichen ist.

8. Lenke deine Aufmerksamkeit zurück zu deiner magischen Persönlichkeit. Entzünde das Stück Papier, auf welchem das sublimierte Materium geschrieben steht an der Lampe auf dem Bomos und wirf es anschließend in das Feuergefäß. Während du dies tust, sende dem Materium den hohen Segen des Lebens und Lichts.

9. Rezitiere die Hymnodia Krypte oder eine andere Anbetung.

10. Löse dich aus deiner magischen Persönlichkeit.
Batterie: 3 – 5 – 3

 

Literatur

Denning, Melita and Osborne Philips. Mysteria Magica. Woodbury, Minnesota: Llewellyn Publications, 2005.

Kaplan, Aryeh. Sefer Yetzirah, Revised Edition. York Beach, ME: Samuel Weiser, 1997.

Philips, Osborne. Aurum Solis, Initiation Ceremonies and Inner Magical Techniques.

Loughborough, Leicestershire: Thoth Publications, 2001.

Wang, Robert. The Qabalistic Tarot. York Beach, ME: Samuel Weiser, 1983.

Webster’s New Twentieth Century Dictionary- Second Edition. USA:Collins World, 1978.

Anmerkungen

[1]: Aurum Solis, Initiation Ceremonies and Magical Techniques, p. 69

[2]: Denning, Melita, Mysteria Magica, pp. 87-95

[3]: Ebd., Seite 92

[4]: Dies verweist auf den solaren ABRAXAS, dessen Form aus der Fusion von Schlangen und einem Hahn komponiert wurde, und der die Sonne und den Ruf zu Leben und Licht verkündet.

[5]: wie zitiert in: The Qabalistic Tarot, p. 173

[6]: Aurum Solis, Initiation Ceremonies and Magical Techniques, pp. 193 -194

[7]: Nebenbei bemerkt, wenn man die Symbolik und die Beziehung zwischen der Teufelskarte und den Liebenden untersucht, wird man sofort den Teufel als Reflektion oder Schleier der Liebenden erkennen.

[8]: Sublimieren bedeutet sublim machen, ein Materium zu erheben und zu reinigen, indem man es bis zur Gasförmigkeit erhitzt und dann den Dampf zurück in feste Form kondensiert: mit anderen Worten: Alchemie.

[9]: Ein früher Prototyp dieser Praxis, von Denning und Phillips, wurde 1974 in einer Ausgabe der Gnostica von Llewelyn Publications gedruckt, unter dem Titel: „Formula of the Black Goat“ (Formel der schwarzen Ziege). Es ist unwahrscheinlich, das viele, wenn überhaupt jemand, die Bedeutung hinter dem Arkanum der schwarzen Ziege begriffen hat: Schwarze Ziege = Baphomet = Khnoum: der Herr der Alchemie.

[10]: Die planetaren Kameas werden in Mysteria Magica beschrieben.

[11]: Dies ist der Version des Setting of the Wards, welche in The Magical Philosophy beschrieben wurde. Es wurde im Jahre 2000 durch den Großmeister des Aurum Solis geändert. Der Kreis widdershins wird wegen seiner einzigartigen Eigenschaften für dieses Ritual beibehalten.

Das Haus des Opfers ergründen - jenseits sephirothischer Korrespondenzen

von Suzanne Savage

Dieser Artikel erschien ürsprünglich unter dem Titel „Exploring the House of Sacrifice – Beyond Sephirotic Correspondences“ von Suzanne Savage im Ogdoadic Journal Vol. 1, Issue 1. Die englische Originalversion findet sich hier. Übersetzung durch: Citadel of Pharos.

Abbildung 1: Das Haus des Opfers

Das Haus des Opfers ist ein einzigartiges Symbol im Herzen der Ogdoadischen Tradition. Es wird dargestellt als zwei Säulen, die eine Triade tragen (ein dreieckiges Tympanon, um genau zu sein), wie in Abb. 1 angezeigt. Weil sehr wenig über die Korrespondenzen dieser mächtigen, fünffachen Formel veröffentlicht wurde, macht sich dieses Papier auf, einige Aspekte ihrer inneren Symbolik zu ergründen. Um dies zu bewerkstelligen, werden wir den Calyx und den Ritus der Induktion untersuchen, die uns beide viele Hinweise auf die Natur der Fünf Prinzipien geben. Auf dem Weg werden wir erkennen, dass viele der primären kabbalistischen Assoziationen, welche für das Haus des Opfers genannt werden, erweitert werden müssen, um den Reichtum seiner Symbolik zum Ausdruck zu bringen.

Zu Anfang ist es notwenig, zuerst die primären kabbalistischen Assoziationen, die für das Opferhaus genannt werden, zu untersuchen. Dies werden in Tabelle 1 aufgezeigt. Diese Korrespondenzen können nachvollzogen werden, wenn man das Haus des Opfers auf den kabbalistischen Lebensbaum legt, wie in Diagram 2 geschehen.

Auf einer Ebene, gibt uns diese Zuordnung ein direktes und nützliches Set an Korrespondenzen. Aber es wäre ein Fehler, die Analyse auf dieser oberflächlichen Ebene zu belassen; will man das Haus des Opfers in seiner ganzen Tiefe erfahren, muss man weiter gehen. Wenn man sich Diagramm 2 genau ansieht, werden verschiedene Probleme auffällig. Zum Beispiel scheint es, dass die Mittlere Säule weitgehend aus dem Haus des Opfers ausgeklammert ist. Weiter ist Dike im

Abb. 2: Das Opferhaus über den Kabbalistischen Lebensbaum gelegt

Ogdoadischen System als das „Prinzip der Gerechtigkeit“ bekannt. Diese Benennung funktioniert gut innerhalb des Opferhauses, aber wenn wir die Entsprechung auf dem Lebensbaum untersuchen, finden wir, dass der Titel „Gerechtigkeit“ zu Geburah, und nicht zu Binah gezählt wird, mit der Dike korrespondiert. Hier geschieht klar etwas Komplexeres als eine einfache eins-zu-eins Entsprechung.

Denning und Phillips betonen denselben Punkt bei ihrer Diskussion der Korrespondenzen des Sternbilds der Verehrten: „Während die Prinzipien des Sternbilds zurecht in ihrer primären Assoziation mit bestimmten Sephiroth betrachtet werden können, sollten sie doch nicht als auf diese Aspekte begrenzt betrachtet werden.“ [Betonung durch die Autorin] [1]. Derselbe Rat sollte auch auf die Korrespondenzen des Opferhauses angewendet werden. Wir können die Kabbalah in unserem Ogdoadischen System als ein Werkzeug zur Analyse verwenden, aber die Hauptsymbole wie das des Opferhauses und die Archetypen des Sternbilds der Verehrten sind unglaublich reichhaltig und existieren aus sich heraus, unabhängig von der Kabbalah. Sie bilden ihr eigenes einzigartiges magisches System, welches ein gut Teil an Studium und Meditation verdient, um vollständig erfasst zu werden.

Denning und Phillips illustrieren diesen Punkt weiter mit Beispielen aus dem Sternbild: „Leukothea ist die göttliche Kraft von Binah, aber sie ist auch die Säule der Strenge und besitzt Aspekt , welche sie mit den Sephiroth Netzach, Yesod und Malkuth [2] verbinden.“ Somit kann eine einfache, geradlinige Korrespondenz von Leukothea mit nur einer Sephirah nicht einmal im Ansatz den Reichtum ihrer vielen Aspekt vermitteln.

Tabelle 1: Primäre kabbalistische Korrespondenzen des Opferhauses

Im Kontext des Opferhauses ist es somit eine nützliche Übung, einige der anderen Korrespondenzen zu ergründen, um unser Verständnis dieses potenten fünffältigen Musters zu vertiefen. Wir können den Bedarf, dies zu tun weiter erhellen, indem wir den Calyx untersuchen.Auf den ersten Blick erscheint der Calyx vielen als nichts weiter als eine griechische Version des traditionellen kabbalistischen Kreuzes. Aber werfen Sei einen genauen Blick auf Tabelle 2 unten:

Wenn man sie genau studiert, wird man womöglich verwirrt und denkt vielleicht sogar, sie sei falsch. Wie für viele andere auch, welche den Calyx einfach mit dem Kabbalistischen Kreuz gleichgesetzt haben, scheinen die letzten beiden Spalten der Tabelle einander zu widersprechen. Aber greifen Sie zurück auf Tabelle 1 und Abbildung 2. Dieses einfache Übereinanderlegen des Opferhauses und des Lebensbaumes beschert uns genau diese Korrespondenzen. Zum Beispiel zeigt es uns Pneuma als die Säule der Gnade. Wenn das tatsächlich wahr ist, wie kann dann Pneuma der Ausruf „EI“ zugeordnet sein, der kabbalistisch mit Kether verknüpft ist?

Tabelle 2: Der Calyx und offenbar widersprüchliche Korrespondenzen zwischen dem Opferhaus und dem kabbalistischen Kreuz

Hierin liegt ein großes Mysterium verborgen und die Notwendigkeit, mit unserer Analyse tiefer zu reichen. Gehen wir dazu über die verschiedenen Prinzipien im Einzelnen zu untersuchen. Dadurch wird der Reichtum des Opferhauses entdeckt, und die Mysterien, welche im Calyx zum Ausdruck kommen, zumindest teilweise offenbar werden.

Die Dyade

Das Haus des Opfers hat zwei Säulen (siehe Abb. 1). In unserem Ogdoadischen System wird die rechte Säule als Nomothetes, „Der Gesetzgeber“ bezeichet und repräsentiert das Prinzip von Pneuma. Die linke Säule ist Machetes, „Der Krieger“ und repräsentiert das Prinzip von Sarx. Diese beiden Prinzipien werden unten genauer erläutert.

Pneuma – Atem

Wie in Abb. 2 dargestellt, ist Pneuma als eine Säule im Haus des Opfers leicht mit der kabbalistischen Säule der Gnade zu assoziieren. Aber die Symbolik ist viel komplexer als diese einfache Entsprechung. Wir können Pneuma ebenfalls als den elften Pfad, von Kether nach Chokmah betrachten, welcher der erste Atem der Gottheit beim Schöpfungsakt ist. Sobald die Energie von Kether diesen Pfad entlang abwärts läuft, wird die Schöpfung initiiert und die atziluthische Welt gebiert die briatische. Dies ist das absteigende HA, die Wirkung des Ruach Elohim (des Geistes Gottes) auf das Universum. Deswegen wird im Calyx das Prinzip von Pneuma zuerst in der Visualisierung der Corona Flammae und dem Ruf des „Du“ zum Ausdruck gebracht. Dass Pneuma in direkter Verbindung mit der Corona steht, spiegelt sich auch im Ritus der Induktion, wenn der Magus drei aufgeladene Anhauchungen der Krone des Aspiranten überträgt und somit das Sakrament des Atems bekräftigt.

Eine Säule wird definiert als „eine vertikale Struktur, die verwendet wird, um eine Superstruktur zu tragen“ [4], und im Haus des Opfers finden wir, dass dieser Atem tatsächlich eine Säule ist: ohne ihn, kann der Rest unserer psychischen Welt nicht existieren. Als der Anfang, trägt er [der Atem] alles. (Natürlich tut er dies nicht allein; die Beziehung zwischen Pneuma und Sarx wird im nächsten Abschnitt behandelt). Aber es ist merkwürdig, dass wir beim Atem als dem elften Pfad an ein Absteigen in die Schöpfung denken, während der Atem, als Säule verstanden, als tragendes Element dient. Der Unterschied zwischen beiden Arten, Pneuma zu verstehen bietet ein interessantes Feld für Meditation.

Obwohl dies übermäßig vereinfacht, verstehen wir im Allgemeinen den Lebensbaum als Glyphe der Schöpfung: Der Atem initiiert die Schöpfung und alles andere folgt nach. Umgekehrt zeigt die Glyphe des Opferhauses wie wir, Wesen dieser Schöpfung, wie ein Kelch sind, der durch diesen Akt gefüllt wird. Unser Sein und unser Fundament beginnt mit dem Atem des Pneuma, und wir fahren fort, von dan unser Haus des Seins zu errichten. Im Wesentlichen betont das Haus des Opfers den Pfad der Rückkehr [5]. Es ist die mikrokosmische Karte des Aufstiegs der Psyche. Wenn wir über die Kabbalah hinaus gehen, können wir Pneuma auch im Kontext der Alchemie betrachten, wo es mit Merkur und der Seele assoziiert werden kann. Dieser alchemistische Bezug betrachtet Pneuma näher in seiner Rolle als Repräsentant des Ruach [6], nicht so sehr als Initiator, sondern als lenkendes Agens des alchemistischen Prozesses [7]. Schließlich erinnert uns Merkur an die Beziehung zwischen Pneuma und dem Geist, was zugleich Hod ins Bewusstsein ruft.

Sarx – Körper

Wiederum mit Verweis auf Abbildung 2 sehen wir die primäre Entsprechung zwischen Sarx und der Säule der Strenge. Aber als Prinzip des Körpers ist Sarx auch die Manifestierung aller schöpferischen Energien welche ihm vorausgehen. Auf diese Weise steht Sarx in einer engen Beziehung zu Malkuth. Wir können Pneuma am Anfang des Lebensbaumes auf dem elften Pfad in seiner Rolle als Initiator betrachten und Sarx, am untersten Ende, als Empfänger. Dies kommt sehr deutlich im Calyx zum Ausdruck, wenn das Licht der Corona Flammae durch den Körper nach unten gezogen wird und „das Reich (He Basileia) vibriert wird.

In diesem Sinne ist Sarx die Braut von Malkuth. Aber wir dürfen die Beziehung zwischen ihr und der Großen Überirdischen Mutter von Binah nicht vergessen. „Malkuth sitzet auf dem Throne von Binah“. Die Manifestation, welche durch Malkuth repräsentiert wird, wird zuerst durch die Begrenzungen des Saturn gezeugt der in Binah zu finden ist. Wir können hier des weiteren die Resonanz mit Sarx finden: Während Binah normalerweise mit Dike in der Suprastruktur des Opferhauses assoziiert wird, müssen wir uns erinnern, dass Binah zugleich auch die erste Sephirah der Säule der Strenge ist. Und, nicht weniger wichtig, Sarx als Sitz des Nephesh birgt starke Assoziationen mit Yesod und Malkuth gleichermaßen.

In mancherlei Hinsicht ist es schwierig, Sarx für sich genommen zu untersuchen; diese Säule existiert als Dualität mit Pneuma. Zusammen tragen sie die Dreifältige Suprastruktur (das Dreiecks-Tympanon aus Dike, Eleos, Kudos). Diese beiden müssen in die richtige Balance gebracht werden, damit der Aspirant weiteren spirituellen Fortschritt erzielen kann. Somit ist Pneuma männlich, weiß und regiert die mental-rationalen Funktionen (Ruach), während Sarx weiblich ist, schwarz und die emotional-instinktiven Fähigkeiten regiert (Nephesh). Diese beiden Säulen sind von immenser Bedeutung beim Emporhalten unserer Aspirationen, welche durch die Suprastruktur repräsentiert werden, die von ihnen getragen wird.

Die Polaritäten von Pneuma und Sarx zu ergründen, bietet ein weiteres fruchtbares Feld für Meditation. Jedoch um im Rahmen dieser Studie zu bleiben, können wir abschließen, indem wir die Resonanz von Pneuma’s rationaler Struktur mit der Sephirah Hod beachten (welche natürlich auf der andern Säule, der Säule der Strenge zu finden ist), gleichsam wie Sarx’ Ergiebigkeit im Hinblick auf Netzach (wiederum auf der gegenüber liegenden Säule, der Säule der Gnade).

Alchemistisch betrachtet, korrespondiert Sarx mit dem Prinzip Sal und dem Körper. Dies spiegelt sich im Ritus der Induktion, wenn Salz als Sakrament von Sarx dargeboten wird. Salz ist die dritte himmlische Substanz und repräsentiert reine materielle Existenz in ihrem erhabensten Zustand, gleichsam wie die Wirkung des Gedankens auf die Materie. Hier sehen wir wieder das Ruach des Pneuma in seiner Rolle als Dirigent des Nephesh von Sarx.

Die Überirdische Triade

Die zwei Säulen des Opferhauses werden gekrönt von der dreieckigen Struktur von Dike, Eleos und Kudos (s. Abb. 1). Gemeinsam repräsentieren diese den Geist, wobei ein ein jedes eine andere Facette desselben manifestiert. Sobald die fundamentalen Fähigkeiten von Pneuma und Sarx in der Psyche des Aspiranten in die richtige Balance gebracht sind, können die Aspirationen des Geistes beginnen, sich durch diese Suprastruktur zu manifestieren. Die Triade kann auch als Sulphur repräsentierend betrachtet werden, die erste himmlische Substanz, welche die alchemistische Sonne ist. Wiederum mit Verweis auf Abb. 2, sehen wir dass die Triade im Allgemeinen mit Binah, Chokmah und Kether assoziiert wird.

Dike – Gerechtigkeit

In Dike begnen wir der großen mütterlichen Macht des Geistes, der Heiligen Sophia, welche der materiellen Welt Weisheit und Verstehen bringt. Dike repräsentiert die Prinzipien der Formgebung und Begrenzung. Wie in Abb. 2 gezeigt, wird dieses Prinzip oft mit Binah assoziiert. Während Sarx, der Körper mit der Säule der Strenge korrespondiert, thront Binah auf dieser Säule. Dike beansprucht den Titel „Gerechtigkeit“, welcher einer der Titel der Sephirah Geburah ist (die sich auf derselben Säule unterhalb von Binah befindet). Saturn korrespondiert mit Binah und dennoch ist Dike eine eigenartige Mischung sowohl des formativen Aspekts von Saturn wie auch des feurigen marischen Aspekts der Sephirah Geburah, deren Titel Dike beansprucht. Bitte beachten Sie, dass in einigen Elementar-Werken Dike den Platz des Feuerelements [8] einnimmt. Dieser Feuer-Aspekt wird im Calyx widergespiegelt, wenn die rechte Schulter berührt und „Kai He Dynamis“ (und die Kraft) vibriert wird, während man Mars im Bewusstsein hält.

Jedoch ist in Dike Gerechtigkeit nichts Kriegerisches, das von Ares verbreitet wird. Statt dessen können wir Gerechtigkeit verstehen, wie sie von Athene ausgeübt wird, die eine wilde Kriegerin und zugleich die Göttin der Weisheit ist. Ma’at ist eine weitere Göttin, die man hier in Betracht ziehen sollte: Sie repräsentiert ebenfalls Gerechtigkeit, aber nicht in einer strafenden Weise; statt dessen ist sie das Symbol der rechten Ordnung des Universums, eine kosmische Gerechtigkeit oberhalb der menschlichen Moralität.
Es ist ebenfalls vernünftig, zu erwähnen, dass das Sternbild der Verehrten ebenso Entsprechungen mit der Göttlichen Triade hat, und dass Dike die Heimstatt Leukotheas, der Götting der See, ist. Dies scheint den feurigen Aspekten zu widersprechen, die weiter oben diskutiert wurden., aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir in Dike die Helle und die Dunkle Mutter zugleich finden. Die Polarität mit Eleos sowie die ineinander verflochtene Wasser/Feuer Beziehung wird im nächsten Abschnitt tiefer ergründet werden, aber um an dieser Stelle ein hermetisches Axiom zu zitieren:

„Das Prinzip der Polarität: Alles ist dual; alles hat Pole; alles hat sein Gegensatzpaar; gleich und ungleich sind dasselbe; Gegensätze sind ihrer Natur nach identisch, nur verschieden in ihrer Ausprägung; Extreme berühren sich; alle Wahrheiten sind nur Halbwahrheiten; alle Paradoxien können versöhnt werden [9].“

In Dike empfängt der Aspirant seine Kordel, lernt die Tessera zu bezeugen, und am Wichtigsten: Hier wird der Eid geleistet. Durch diese Handlungen wird der spirituelle Wille, das Neshamah das erste Mal kontaktiert. Nur durch die sich entwickelnde Kommunikation zwischen dem Ruach und dem Neshamah können wir weiteren spirituellen Fortschritt erreichen. Durch Dike kann unsere Heilige Sophia eine „Mutter der Wunder, der Liebe und Inspiration sein [10]“, als die Braut von Malkuth zu ihrem rechtmäßigen Thron emporsteigen.

Eleos – Gnade

Das Prinzip von Eleos wird typischerweise assoziiert mit Chokmah, welche die Säule der Gnade (Diagramm 2) krönt. Es ist die große väterliche Macht des Geistes, der die Ursache aller Dinge ist.

Während Eleos stark mit Chokmah in Beziehung steht, bekommt es seinen Titel von Chesed, der Sephirah unterhalb von Chokmah[11].  Außerdem wird im Calyx die linke Schulter berührt, während man „Herrlichkeit“ (Kai He Doxa) vibriert, ein Konzept, das eher mit dem jupiterischen Einfluss von Chesed als mit dem von Chokmah assoziiert ist. In Eleos wird Zeus nicht nur in seiner himmlischen Rolle des Urschöpfers (Primogenitor) dargestellt, sondern auch in seiner mehr väterlichen, königlichen Rolle.
Im Kontext der Triade ist Eleos der überirdische Vater wie Dike die überirdische Mutter. Hier finden wir die befruchtenden und ursächlichen Kräfte des Chiah. Dies verkörpert außerdem Melanotheos der „Führer der Himmel und der Spender des Samens für die Welt [12].“

Die Virilität von Eleos wird oft durch die Symbolik der Schlange ausgedrückt. Ihr ursprünglicher kreativer Aspekt besitzt eine sehr feurige Zuordnung, jedoch müssen wir die Polarität mit Dike berücksichtigen und bemerken, dass – obwohl sie das Prinzip der ersten Formgebung ist – Dike außerdem ebenso den Ort des Feuers innehat. Eleos korrespondiert daher mit dem Wasser bei Arbeiten mit den Elementen [13]. Wieder einmal erfahren wir die Tiefe der fünffältigen Formel des Opferhauses. Die Polarität von übernatürlichem Vater und Mutter ist dynamisch und vielschichtig, und es lässt sich nicht in einfache Korrespondenzen einpassen. Wir finden Hinweise auf diesen wässrigen Aspekt von Eleos, wenn wir erkennen, dass die Schlange häufig eine Kreatur des Meeres[14] ist.

Dike als Feuer und Eleos als Wasser finden sich auch in der kabbalistischen Überlieferung, die Hinweise für das Verständnis der Rolle des Neshamah und des Chiah gibt: „Feuer ist Binah-Bewusstsein, wo der Geist fortwährend Energie ausstrahlt. Wasser ist [Chokmah] Bewusstsein, wo der Geist spirituelle Energie von außerhalb absorbieren kann [15].“

Die Korrespondenz mit Wasser betont die Rolle von Eleos im Prozess des Erwachens und der Regeneration, welche im Herzen der Ogdoadischen Tradition liegt. Hier wird der Aspirant getauft und für die spirituelle Wiedergeburt vorbereitet; hier wird das leuchtende Tau-Kreuz [16], das Symbol des Opfers, auf die Stirn gezeichnet.

Kudos – Glorie

An seiner Position an der Spitze des Apex des Opferhauses lässt sich leicht erkennen, dass das Prinzip der Glorie (Herrlichkeit) stark mit Kether assoziiert ist. Dies ist der göttliche Funke der in allen präsent doch nur von wenigen erkannt ist. Kudos ist Geist auf seiner höchsten und reinsten Ebene, symbolisiert durch die Flamme auf unserem Bomos. Mikrokosmisch ist es „das eine Licht deines Höheren Selbst, dein persönlicher Stern der Bestimmung, welcher am göttlichen Leben teil hat, welcher immer im höchsten Heiligtum deines Seins strahlt [17]“. „Wiedergeboren“ in Eleos öffnet sich das Chiah der Erleuchtung und Transformation durch die Yechidah, welche in diesen herrlichen Höhen residiert. Im Ritus der Induktion wird das Ausgießen der Yechidah durch den Wein symbolisiert, welcher das Glas wie den Kelch unseres Seins füllt und uns einlädt, an der Ausgießung der göttlichen Berauschung teilzuhaben.

Kudos weist eine starke Resonanz auf mit Kether, und dennoch müssen wir berücksichtigen, dass der Titel „Glorie“ zur Sephirah Hod gehört, welche deutlich weiter unten auf dem Lebensbaum liegt. Ein Hinweis zum besseren Verständnis dessen findet sich in den Yetziratischen Texten: „Der achte Pfad wird die Absolute oder Perfekte Intelligenz genannt, weil er das Mittel des Ursprünglichen ist, … von wo aus seine richtige Essenz emaniert [18].“ Diese Verbindung hat besondere Bedeutung für die Anhänger des Ogdoadischen Pfades, dessen Zahl ebenfalls die Acht ist. Man vergegenwärtige sich auch, dass die Gottheit, welche stark mit Hod assoziiert ist, niemand anderes ist, als Hermes.

Trotz dieser interessanten Verbindung, denken wir, dass die Emanation von Kudos hoch oben in den Himmeln ist. Es ist daher bedenkenswert, dass im Calyx Kudos nicht über dem Kopf, sondern im Herzen strahlt, welches typischerweise mit Tiphareth, nicht mit Kether assoziiert wird. Dieses Mysterium kann nur durch Kontemplation voll erfasst werden, wird aber in The Sword and the Serpent berührt:

„Der Heilige Schutzengel ist ein Strahl, der von der bilderlosen/ unbildhaften Yechidah übertragen wird, wenn der Adept eine ausreichende Reife erreicht hat – nach außen durch das Chiah und das Neshamah (in gewissem Sinne war die Mutter schon immer schwanger mit dieser Kraft, und nun erlangt diese Tatsache Vorrang vor der Befruchtung durch den Vater) und von dort aus projiziert als … das Kind.

Archetypisch gesprochen ist die Mutter bereits schwanger von dem, welches sie austragen wird, was natürlich postuliert, dass der Befruchter in gewisser Weise prä-existent ist… [Dies wird dargestellt durch] den großen Mythos von Ishtar und ihren Sohn-Geliebten Dumuzi, der von jungfräulicher Geburt ist und daher implizit prä-existent.“

Das Mysterium kann weitergehend verstanden werden, indem man die beiden Formen des Agathodaimon untersucht, welches wiederum ein Thema tiefgründiger innerer Arbeit ist.

Schlussfolgerung

Das Haus des Opfers stellt eine tiefgehende Symbolik dar, die nicht im Ansatz durch einfache Korrespondenzen vermittelt werden kann. Die Analyse, die in diesem Aufsatz dargelegt wurde, hat gerade einmal begonnen, das komplexe System zu berühren, wie es primär durch den Ritus der Induktion und des Calyx erfahren wird. Zweifelsohne kann und sollte es weiter erhellt werden mit weiteren Beispielen der Ogdoadischen Arbeiten, anderen Mythologien, und – am Wichtigsten – dem Sternbild der Angebeteten.

Weiterhin haben wir, während wir uns auf die Diskussion der Fünf Prinzipien des Opferhauses, wie sie in den Säulen und dem Überbau zum Ausdruck gebracht werden, beschränkt haben, die drei Stufen, die zum Haus führen, nicht thematisiert. Von diesen heißt es, dass sie mit Malkuth, Yesod und Tiphareth korrespondieren, womit die Behandlung der Kabbalah beträchtlich erweitert wird. Diese Stufen, so heißt es, stehen in Beziehung mit der Ersten, Zweiten und Dritten Halle. In jedem Fall benötigen die Mysterien des Opferhauses weitere Untersuchung.

Literatur

Denning, Melita und Osborne Phillips. Mysteria Magica. Woodbury, Minnesota: Llewellyn Publications, 2005.

Denning, Melita und Osborne Phillips. The Sword and the Serpent: The Two-Fold Qabalistic Universe – Second Edition Revised. Woodbury, Minnesota: Llewellyn Publications, 2005.

Kaplan, Aryeh. Sefer Yetzirah, Revised Edition. York Beach, ME: Samuel Weiser, 1997.

Knight, Gareth. A Practical Guide to Qabalistic Symbolism, Vol. 1. Whitestable, Kent: Kahn & Averill, 1997.

Ozaniec, Naomi. The Aquarian Qabalah. London: Watkins Publishing, 2003.

Phillips, Osborne. Aurum Solis, Initiation Ceremonies and Inner Magical Techniques. Loughborough, Leicestershire: Thoth Publications, 2001.

Webster’s New Twentieht Century Dictionary – Second Edition. USA: Collins World, 1978.

Anmerkungen

[1]: Denning, Melita. Mysteria Magica, S. 94

[2]: Ebd.

[3]: Siehe Abbildung 2

[4]: Webster’s New Twentieth Century Dictionary.

[5]: In The Sword and the Serpent wird der Absteig in die Schöpfung auf dem Lebensbaum als „Involution“ bezeichnet. Umgekehrt wird der Rückweg „Evolution“ genannt, definiert als den Kurs der Involution zurückzuverfolgen bis die höchste spirituelle Ebene erreicht wird. Dies ist das Ziel der regenerativen Mysterien der Ogdoadischen Tradition. Denning, Melita, The Sword and the Serpent, S. 40.

[6]: Das heräische Wort „Ruach“ wird zumeist als „Atem“, „Wind“ oder „Hauch“ übersetzt, obwohl es gelegentlich auch „Geist“ bedeuten kann. Kaplan, Aryeh, Sefer Yetzirah, S. 69.

[7]: Dies wird ausfürhlicher erklärt im Ritus der Induktion, wo der Magus über das Ruach spricht als das, welches „deine emotionale und instinkthafte Natur regiert“, und auch als ein „williges und effektives Instrument für die Kräfte deiner höheren Natur, zum Glück und zur Erfüllung des Höheren und Niederen gemeinsam.“ Phillips, Osborne, Arum Solis, Initiation Ceremonies and Magical Techniques, S. 58-59.

[8]: Phillips, Osborne, Arum Solis, Initiation Ceremonies and Magical Techniques, S. 37.

[9]: Dieses Zitat entstammt einem Text von 1912, mit dem Namen Das Kybalion, einer kurzen Abhandlung über die Hermetik. Die Urheberschaft ist unbekannt, aber das Werk wird häufig von esoterischen Autoren zitiert, inklusive Ozaniec, Naomi, The Aquarian Qabalah, S. 9.

[10]: Ebd., S. 62.

[11]: Wie bereits erwähnt, erhält Dike gleichermaßen ihren Titel „Gerechtigkeit“ von Geburah unterhalb von Binah.

[12]: Mysteria Magica, S. 90.

[13]: Phillips, Osborne, Arum Solis, Initiation Ceremonies and Magical Techniques, S. 38

[14]: Initiaten des Astrum Sophiae können eine exzellente Asuführung zu diesem Punkt finden in „The Serpent and the Egg: The Melanotheos Principle“, veröffentlich in Messenger VII. [Nachgedruckt in Ogdoadic Journal Vol.1 Issue 1] [15]: Kaplan, Aryeh, Sefer Yetzirah, S. 147. Bei der Erklärung des Emanationaktes von Kether zitiert Kaplan auch die Yetziratischen Texte: „Der Atem des lebendigen Gottes, Atem aus Atem, Wasser aus Atem, Feuer aus Wasser“ (S.88). Dies kann als die Schöpfung des wässerigen Chokmah  aus dem Atem Gottes betrachtet werden, gefolgt vom feurigen Binah nach Chokmah.

[16]: Initiaten des Astrum Sophiae können  eine faszinierende Studie über die Verbindungen zwischen dem Tau Kreuz und antiken ägyptischen Wasserbecken nachlesen in Messenger VI [ebenfalls nachgedruckt in Ogdoadic Journal Vol.1 Issue 1].

[17]: Phillips, Osborne, Arum Solis, Initiation Ceremonies and Magical Techniques, S. 66.

[18]: Knight, Gareth, A Practical Guide to Qabalistic Symbolism, Vol. 1, S. 64

Prinzipien des Zeremoniells

Textauszug aus Denning und Phillips(2004): Mysteria Magica, 3rd Edition. Llewellyn Publications

Deutsche, nicht autorisierte Übersetzung durch: Citadel of Pharos.

Vorbemerkung (Citadel of Pharos): Dieser Text befasst sich mit Prinzipen und Grundelementen magischer bzw. theurgischer Rituale als Modalitäten, das sog. „astrale Licht“ anzurühren und zu gestalten. Ganz allgemein gesprochen kommen dabei Atem, Stimme, Geste sowie Bewegung im Raum, innere Imagination und Requisiten kombiniert zum Einsatz.

Magisches Zeremoniell kann zu Formen großer Feinheit und Komplexität aufgebaut und ausgearbeitet werden, aber die grundlegenden Prinzipien, welche diesen Gestaltungen zugrunde liegen, sind extrem simpel. Zunächst ist Zeremoniell etwas anderes als Meditation, und es ist etwas anderes, als bloß zu wünschen oder zu beten, dass ein bestimmtes Ergebnis eintreten möge: der Magier macht sich zur Aufgabe, das Astrale Licht in einer bestimmten Weise zu bewegen, und zu diesem Zweck müssen gewisse Handlungen, gewisse Bewegungen und Gesten, ja manchmal eine vollständige dramaturgische Darbietung in geeigneter Weise koordiniert werden. Wenn sie nicht lediglich wegen ihrer Entsprechung mit diesem oder jenen Aspekt des Lichts ausgewählt werden, sondern auch, um eine innere Antwort in der Psyche des Anwenders hervorzurufen, werden sie doppelt soviel Kraft haben, als dies umgekehrt der Fall wäre.

Magisches Prinzip ist in diesem Sinne „künstlich“, und es schuldet seine Effektivität dieser Künstlichkeit. Abermals kann betont werden, dass es nicht die natürliche Emotion oder Strebung des Anwenders ist, belastet mit Versagensängsten oder Verstrickung mit anderen Belangen, welche ihn zum Erfolg trägt. Diese wird, für den Moment, ersetzt durch das Spiel des Rituals. Die Absicht des Magiers ist nicht in ihm versiegelt, um allen Kräften der Negation unterworfen zu bleiben, sondern sie bewegt, fokussiert auf die Durchführung und das Erleben des Ritus, die Strömungen des Astrals, welche ihn wiederum mit den kosmischen Kräften, nach denen er strebt, in Kontakt bringen.

Bevor wir eine Zusammenstellung von Ritualhandlungen im Detail betrachten, finden wir, dass solche Handlungen im Allgemeinen unter den folgenden Kategorien gruppiert werden können:

Ia) Handlungen, die ein intendiertes Projekt direkt imitieren, inklusive des angestrebten Ergebnisses.

Ib) Handlungen, die kosmische oder meteorologische PRozesse imitieren.

IIa) Handlungen, die indirekt Einflüsse induzieren oder abwenden sollen, durch metaphorische oder symbolische Assoziation.

IIb) Mythische Darbietungen und Handlungen der Besänftigung oder Anbetung, die dazu intendiert sind, den Ritus mit einer spezifischen göttlichen Kraft zu verbinden.

Jede bzw. alle dieser Handlungstypen können in einem bestimmten Ritual präsent sein, abhängig von seiner Komplexität und von der Beurteilung der Situation durch den Magier. Die Klassifikation magischer Werke nach der Methode, welche gewöhnlich von verschiedenen Autoritäten genannt wird, liefert Untergruppen innerhalb der obigen Kategorisierung.

So enthält Ia) die einfacheren Aspekte von Substitutions-Riten, wie jene, die offensichtlich in steinzeitlicher Jagd-Magie zu finden sind, und im ägytpischen Gebrauch von Bildern, die Feinde darstellen, mit der Absicht diese zu unterwerfen: in der Puppenmagie im Allgemeinen und in mesopotamischen Ritualen, die nicht nur Bilder, sondern auch Tiere und Menschen (Sklaven, Gefangene), um die Person zu repräsentieren, die vom Ritual profitieren bzw. darunter leiden soll. In dieser Kategorie ebenfalls gurndsätzlich eingeordnet wird ide Methode, die von Sir Kenelm Digby vorgeschrieben wird, um sein heilendes „Puder der Sympathie“ anzuwenden.

Ib) umfasst nicht nur einige sehr ursprüngliche Arbeiten – die Art von Regenmagie, welche direkt Donner imitiert oder Trankopfer als Hauptmerkmal beinhaltet – sondern ebenfalls Bilder feinen Mystizismus. Von den vielen Beispielen, die vom Umherwirbeln in Nachahmung himmlischer Rotation genannt werden können, genügt es hier, auf die Literatur der Derwische zu verweisen, welche an manchen Stellen zu implizieren scheint, dass sich solcherart zu drehen, die Verpflichtung des Mikrokosmos erfüllt, das Werk des Makrokosmos fortzuführen:

Die rechte Hand des Derwisch-Tänzers, weist mit der Handfläche nach oben, um die himmlischen Einflüsse zu erhalten, die linke Hand weist nach unten, um diese Einflüsse den niedereren Ebenen des Seins zu übermitteln. Einige Autoren nennen andere und elaboriertere mystische Traditionen in Bezug auf die Bedeutung des mystischen Wirbelnden Tanzes: derjenige, welcher oben genannt wurde, ist vermutlich der Bekannteste und zeigt etwas von dem pythagoräischen Erbe, welches in verschiedenen Einzelheiten von der arabischen wie der hellenistischen Sprache weitergegeben wurde.

Jedoch finden wir nicht nur bei solchen bemerkenswerten Entwicklungen Handlungen, die Phänomene direkt imitieren, um an ihrer Dynamik teilzuhaben oder sie zu induzieren. In diese Kategorie gehört auch das spontane Gefühl, dass beispielsweise Riten des Feuers mit raschen, ruhigen Bewegungen und aufstrebenden Gesten vollführt werden sollten, Riten des Wassers auf eine langsame und wogende Weise, Riten der Erde mit Momenten völliger Bewegungslosigkeit und Stille, Riten der Luft mit Vitalität, expansiven Gesten und Klang. Diese Charakteristiken können in bestimmten Umständen und nach individuellen Bedürfnissen variiert werden – das Zusammenschlagen von Zimbeln kann Feuer evozieren, während stierhaftes Brüllen und Stampfen zu einigen Aspekten des Erdelements zählt – die wichtige Überlegung ist nicht, dass ein bestimmtes Element oder eine bestimmte Kraft nach einer festgelegten Regel repräsentiert werden sollte, sondern dass die Teilnehmer des Ritus das Gefühl haben sollten, dass ihre Handlungen in Harmonie mit der evozierten Kraft stehen, und vor allem mit den Aspekten, die mit dem Werk in Zusammenhang stehen.

Wahre Charakterisierung lässt sich ableiten aus den Attributen einer bestimmten Kraft im Bereich des magischen Werkes. Neben persönlicher Erfahrung und Meditation sollte der Studierende die Imagination anregen, indem er in seinem literarischen Erbe sucht. Wenn eine Studie der Kardinalpunkte oder der Winde unternommen würde (um ein Beispiel zu nennen), würde eine Passage wie jene über den Nordwind aus dem Sechsten Buch von Ovids Metamorphosen Aufmerksamkeit erregen:

„Macht ist meine Natur: Mit Macht dränge ich die finst’ren Wolken, mit Macht zerwühle ich die See und entwurzele knorrige Eichen: Ich härte den Schnee und peitsche mit Hagel die Lande. So auch, wenn ich meine Brüder treffe im freien Himmel (dieser Himmel mein Gefilde), so kräftig wetteif’re ich mit ihnen, dass die Luft schellt und von hohlen Wolken entschlag’nes Feuer zuckt. Und wenn ich unzähmbar in die gewölbten Gruben der Erde hinabgefahren und meine Schultern unter die tiefsten Höhlen gestreckt, erschütt’re ich mit Beben die Schatten der Toten und die ganze Welt.“

Diese Passage lässt sich vergleichen mit der lebhaften Beschreibung des Nordwindes, dem „wilden Kabibonokka“, in Longfellows Hiwatha: Der zweite Gesang, die Vier Winde, enthält Passagen von beträchtlichem Interesse und Schönheit in Bezug auf jede der Himmelsrichtungen. Essenziell für eine Studie des Westwindes wäre Keats superbe Ode; beträchtliche Arbeit könnte in die Charakterisierungen der Vier Winde gesteckt werden, und es ist eines der Themen, welche die Menschheit schon immer fasziniert haben. Seit frühester Zeit in Ägypten scheint der „Gesang der Vier Winde“ ab der zwölften Dynastie sich zu einer dramatisierten Form entwickelt zu haben, einem Tanzspiel, bei dem offenbar vier Darsteller in den Vierteln eines Kreises jeder den Charakter eines der Winde darstellten, und eines weiteren, dessen Basis in der Mitte war, der auf irgendeine Weise versuchte, den Schatz der Winde „zu stehlen“. Es mag einfach der Unterhaltung gedient haben: oder seine Aufführung könnte ein Ritus des „Wind-Stehlens“ gewesen sein, der den Zweck verfolgte, mit den Mitteln eines metaphorischen Dramas einen Wind zu erzeugen.

Diese letztere Möglichkeit würde in das Thema unserer nächsten Kategorie fallen, II a), die Anziehung von Kräften durch indirekte, manchmal symbolische Mittel. Zum Thema der Charakterisierung wollen wir nun zurückkehren. Symbolik als die Sprache des Unbewussten, wird geheiligt als Mittel der Kommunikation mit der geistigen Welt: Aber ein Element der persönlichen Unsicherheit kann unter gewissen Umständen ebenfalls verdächtigt werden, ein gewisses Maß an Vorsicht davor, eine zu offene Erklärung der eigenen Wünsche abzugeben: vielleicht wird auch eine zu einfache Sequenz von Ursache und Wirkung vermieden, um zugleich die Kraft der Operation und die Entschlossenheit des Praktizierenden durch die Einführung von Mystifizierungen zu stärken. Der Übergang von direkter Darstellung zur Symbolik ist manchmal so fein und so natürlich, dass er keine besondere Begründung benötigt.

So wird in den Fasti in Bezug auf den römischen Neujahrstag berichtet, dass dieser Tag nicht zu einem offiziellen Feiertag erklärt wurde, aus Angst, ein solches Omen würde zu einem arbeitslosen Jahr führen: und dann wird berichtet, dass Datteln und Feigen, Honig und Gold Janus geopfert wurden, damit ihre Süße ein Jahr voll Freude und Fülle bringen sollte. Eine ähnliche einfache Übertragung von Ideen deutet sich an im Schrein und den Emblemen des Fruchtbarkeitskultes, welche in einer Grube der Feuersteinminen bei Grime’s Graves, Norfolk, gefunden wurden: Da die natürliche Umgebung des Schreins jegliche gewöhnlichen Konnotationen von Fruchtbarkeit ausschließt, wird geschlossen, dass die Intention hier war, die Erde reich an Feuersteinen zu machen.

In anderen Fällen ist jedoch die Indirektheit des rituellen Ansatzes weiter entwickelt und hervorstechend. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist der Hopi Schlangentanz, dessen letztlicher Zweck ist, nicht Schlangen, sondern Regen zu bringen. Die schlangenartigen Bewegungen des Tanzes sind dazu gedacht, die feurigen Schlangen des Blitzes anzuziehen, die in ähnlicher Manier dann anfangen am Himmel zu spielen: Und es ist dieses Spiel, welches den Regen verursacht. Auf einer komplexeren Ebene gehören in dieselbe Kategorie Riten, die planetarische Einflüsse induzieren sollen, beispielsweise um ein astrologisches Ungleichgewicht zu korrigieren und somit Unglück abzuwenden.

II b). Mit einer Vereinigung von mythologischen Themen und magischen Konzepten werden sowohl die möglichen Formeln, als auch die tatsächliche Kraft von magischen Werken ungemein bereichert. Diese andere Dimension, die Verbindung mit einer spezifischen spirituellen Kraft, bringt nicht nur ihre eigenen Formeln hervor, sondern fügt Bedeutung und Macht zu Riten aus den vorhergehenden Kategorien hinzu. Es wurde früh erkannt, dass, ein ersehntes Projekt mit seinem erwünschten Ausgang aufzuführen, oder entweder direkt oder indirekt eine kosmische Gegebenheit darzustellen, über die der Darstellende normalerweise keine Kontrolle hat, dies von einem primitiven Versuch zu einem wahren magischen Werk wurde, wenn ein Mythos mit ähnlichen Konnotationen inszeniert wurde, welcher ein solches magisches Bindeglied verkündete oder implizierte wie z. B.: „So wie der Sohn der Isis über seine Feinde triumphierte, so soll auch meine Sache siegreich sein!“ Mythen aus der einen oder anderen Quelle haben überall die dramatischen Fundamente vielerlei magischer Riten bereitgestellt, und das magische Ritual hat hierdurch eine besondere Würde erlangt. Vorherrschend beim Aufweisen dieses Einflusses sind die großen Riten, sowohl initiatorischer als auch opfernder Art, der verschiedenen Sonnenkulte. Es gibt jedoch auch Riten bloßer Verehrung oder des Feierns eines kosmischen oder mythischen Faktums, Riten, welche von einem Exoterischen Standpunkt aus nicht zur Magie, sondern zur Religion gehören: Diese sind, wenn man sie mit okkultem Verständnis betrachtet, wahrhaftig magisch bei ihrer Operation, einen Egregore aufzubauen und einen Kanal dorthin vom göttlichen Geist aus aufrecht zu erhalten.

Von den kleinsten zu den größten magischen Riten lässt sich also ein hohes Ausmaß an dramatischer Darstellung erkennen. Es ist dramatische Darstellung von einer bestimmten Art und Weise, die gleichermaßen dazu dient, das Licht zu bewegen und den Operateur auf jedwede Kräfte einzuschwingen, die mit dem Werk assoziiert sind.

Der Grad der Vorbereitung für einen Ritus wird größtenteils von der Bedeutsamkeit des Anlasses abhängen. Die einfacheren Korrespondenzen zu nutzen, welche in diesen Bänden zitiert werden, ist ein normaler Standard des Arbeitens: Der Magier wird gelegentlich gut mit weniger auskommen, je nach Bedürfnis oder Einschätzung, ist es aber manchmal wünschenswert, beträchtlich mehr zu tun. Er, und auch die anderen Teilnehmer sollten, wenn große und spezielle Kraft benötigt wird, in solchen Fällen vorhergeplante Zeiträume der Meditation oder dem Lesen über die fragliche Sphäre widmen: Für diese Zeiträume brauchen sie sich nicht zu treffen, aber die eingeplanten Zeiten sollten mit der Sphäre so harmonisch wie möglich sein.

Manche Autoritäten, besonders in älteren Schriften, weisen die Betreffenden und besonders den Leiter des Werkes an, während der Vorbereitungsphase eine spezielle Diät in Harmonie mit der intendierten Sphäre des magischen Werkes einzuhalten; und es ist offensichtlich, dass ihre Absicht, dem Magier Einsamkeit vorzuschreiben, darin besteht, seine psychische und physische Organisation auf diese Sphäre abzustimmen. Ein bemerkenswertes Beispiel eine solchen Ratschlags findet sich in der Picatrix, einer mittelalterlichen lateinischen Übersetzung eines arabischen Textes aus dem elften Jahrhundert, welcher Maslama b. Ahmad al-Majriti zugeschrieben wird, und der viel auf griechische wie arabische Überlieferung verweist: ein allgemein zurückgezogenes Leben in Wüstengegenden sowie Fasten wird dem Magier empfohlen, dann jedoch wird ihm für die Evokation der Planetengeister geraten, seine Nahrung im Einklang mit den Korrespondenzen desjenigen Planeten zu wählen, den er nach gründlicher Vorbereitung evozieren wird. Der Ritus selbst wird in passend gefärbten Gewändern, angemessenen Düften und Räucherungen sowie passenden Bildern für den Zweck der Arbeit durchgeführt. En modernes Beispiel, nicht weniger gründlich in der Vorbereitung, wird in Crowley’s „Moonchild“ präsentiert. Bei allen Empfehlungen jedoch, welche die Korrespondenzen betreffen, ganz gleich wie einfach oder komplex die eingesetzten Mittel sein mögen: Die Hauptperson in der Gruppe, vorzugsweise inklusive der Gruppenmitglieder, sollte in der Lage sein, ohne Schwierigkeiten in das Temperament der Sphäre einzutauchen.

Bei der Art von magischem Ritual, das wir hauptsächlich betrachten, wird die Notwendigkeit für eine lange und elaborierte Vorbereitung beinahe vollständig ersetzt durch die Entwicklung des mythologischen Elements, was bedeutet, dass in der Psyche eine Affinität mit dem Charakter des Werkes nicht erschaffen, sondern vielmehr dort kontaktiert werden muss, wo es bereits existiert. Dies bringt einen weiteren wichtigen Aspekt der Beziehung zwischen Mythos und Magie hervor. Das Problem welches sie [die Entwicklung des mythologischen Elements, der Übersetzer] lösen hilft, ist eines, welches an anderen Stellen in diesen Bänden [the Magickal Philosophy, der Übersetzer] aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet worden ist: Der Bedarf, involviert zu sein, im Sinne von Überzeugtheit der Notwendigkeit der eigenen [magischen] Arbeit, und zugleich nicht involviert zu sein, im Sinne der Freiheit von Sorge um das Ergebnis des Werkes. Während alles, was sich dem Psychodrama (das bedeutet in diesem Kontext eine exakte Repräsentation der inneren persönlichen Situation eines Individuums, welche ein bestimmtes Ergebnis benötigt) annähert, aus der Aufführung eines jeglichen Ritus der Hochmagie verbannt werden muss und nur das Werk ruinieren könnte, kann hier stichhaltig aufgezeigt werden, dass die großen Mythen der Menschheit solcherart sind, dass sie eine Resonanz, bewusst, oder unbewusst, in jeder menschlichen Psyche hervorrufen, welcher sie adäquat präsentiert werden, so dass jeder Teilnehmer ein wahres Gefühl von Zugehörigkeit zum Werk haben kann, auf einer tieferen als der persönlichen Ebene. Aus diesem Grund kann ein magisches Ritual nie mit einem formalen Theaterstück auf eine Stufe gestellt werden: Es ist ein Teil der Lebenskraft, die durch die Teilnehmer fließt. Ferner wird der Studierende ersucht, wenn er ein Ritual privat benutzt, ganz gleich, ob es von ihm oder einem anderen vorbereitet wurde, dass er, wenn er das gegenwärtige Werk durchführt, spürt, dass eine andere Geste oder rituelle Bewegung „recht“ wäre, er sie ohne zu zögern einführen sollte.

Aus der Art des rituellen Werkes kann eine Anzahl weiterer Prinzipien abgeleitet werden, welche mit Bezug auf die praktische Nutzung betrachtet werden müssen. Das erste von diesen betrifft den Ort des Werkes selbst.

Hier befassen wir uns mit den umfassenden Grenzen der magischen Handlung, die Grenzen, welche die durch den Magier geschaffenen Zustände bewahren müssen. Selbst wenn wir annähmen, dass er beabsichtigte, die gesamte Welt mit einem einzelnen magischen Akt zu beeinflussen (wir mögen in jedem Fall die Weisheit eines solchen Unterfangens infrage stellen, aber wir können seine Möglichkeit nicht als allgemeine Hypothese leugnen): Dennoch sollte sein Handlungsansatz darin bestehen, seine Kraft in einem umgrenzten Raum aufzubauen und sie dann dorthin zu schicken, besser als ihr von Anfang an zu gestatten, sich unter den Myriaden andere Einflüsse in der Welt zu zerstreuen, und sich dabei sowohl an Kontext und Kraft zu verändern in dem Maße wie die Hegelschen Prozesse sie beeinflussen würden. Diese Prozess kommen unvermeidlich ins Spiel: Aber das Werk sollte zuerst in sicherer Umgebung abgeschlossen werden. Mit anderen Worten ist der Kreis des Arbeitens für wahre Zeremonialmagie eine Notwendigkeit: Ob als Schutz für den Magier und sein Werk, oder zur simplen Bewahrung von Energie oder zu beiden Zwecken zugleich. Gemäß seiner Verwendung wird der Kreis gezogen und befestigt: In verschiedenen Riten finden wir den Umfang beispielsweise mit der Schwertspitze gezogen, oder durch Schritte ausgemessen, während die Umgebung durch Namen der Kraft befestigt werden kann, die ausgesprochen oder eingeschrieben werden sowie Zeichen, geschrieben oder in die Luft gezogen oder in der visuellen Imagination eingerahmt und nach draußen projiziert.

Viele magische Operationen erfordern die Umkreisung des Arbeitsortes innerhalb der Grenzen des Kreises. Während zwecklose Umkreisung zu vermeiden ist, ist es passend, solch eine Bewegung aus folgenden Gründen einzuführen:

1. Um einen einfachen Vortex aus Energie zu erzeugen. Man kann eine Umkreisung durchführen oder eine Anzahl, ja nachdem, was für das Ritual passend erscheint, einfach um das Licht in Bewegung zu versetzen und um eine Intention des Invozierens oder Bannens zu betonen; um einen Strom in Gang zu setzen oder ihn zu hemmen. Der Praktizierende kann von der Himmelsrichtung im Kreis aus die Umkreisung beginnen, die am besten passt.

Wo eine „positive“ Intention mithilfe einer deosilen Umkreisung im frühen Teil eines Rituals implementiert wurde, ist es sehr gebräuchlich, dies mit einer „auflösenden“ oder „widdershins“ Umkreisung im späteren Teil zu auszugleichen. Dies ist jedoch kein Brauch, der unbedingt eingehalten werden sollte, es sei denn, er hat einen echten Zweck. In vielen Fällen wäre es dämlich, die Umkreisungen in dieser Art „auszubalancieren“ und würde einfach den Effekt des Werkes zunichte machen: Eher sollte man den Kräften, wenn der gewünschte Effekt erreicht ist, erlauben allmählich abzuklingen.

Unter Okkultisten gibt es eine weit verbreitete Abneigung, Bewegungen widdershins, das heißt: gegen den Uhrzeigersinn, einzusetzen, aufgrund eines verbreiteten Glaubens, dass diese gänzlich oder vorwiegend mit dem „Pfad der Linken Hand“ assoziiert sind. Dieses ganze Thema ist sehr diffus in den Gedanken Vieler: Um des Seelenfriedens unserer Studierenden willen müssen wir an dieser Stelle feststellen, dass zum Zwecke der Invokation in Riten der Luna oder der chthonischen Kräfte, die Umdrehung links herum oder die Umkreisung widdershins allesamt in Ordnung sind.

Diejenigen, die den Pfad der linken Hand vermeiden wollen, sollten magische Werke für selbstsüchtige oder unwürdige Zwecke vermeiden, inklusive Werke, welche an diese Beschreibung heranreichen, wenn die planetarische Assoziation Saturn, Mars oder Luna ist; genauso alle Formen des Blutopfers. Die Richtung, in welche man sich während eines Rituals dreht, kann in dieser Sache nichts entscheiden.

2. Umkreisung kann eingesetzt werden, um einen kosmischen Orbit zu repräsentieren, aufbauend auf den bisher dargelegten Prinzipien.

3. Sie kann einen systematischen Fortschritt oder eine Pilgerreise repräsentieren, besonders, wenn die Viertel oder die Halb-Viertel des Kreises bzw. einige davon als symbolische Stationen genutzt werden können, um Abschnitte der Reise zu repräsentieren. Die Korrespondenzen des Kompasses kann der Magier verwenden, um das auszudrücken, wofür sie stehen: Diejenigen, welche irrelevant sind, können ignoriert werden, da sie keine Wirkmächtigkeit besitzen, wenn sie nicht aktiviert werden.

Arale oder „geschlossene“ Circumamabulationen, um einen geschlossenen Wirbel von Energie zu erschaffen. Diese kommen in Gruppenarbeiten vor und werden nicht in einer porzessierenden Weise, sondern mit gehaltenen Händen durchgeführt, die rechte Handfläche abwärts, die linke aufwärts: Die Anzahl der Umdrehungen wird passend zum magischen Werk gewählt bzw. soviele wie der Leiter für richtig empfindet. Arale Circumambulation wird deosil durchgeführt: Sie ist immer positiv und darf in keiner Weise umgekehrt werden.

5. Orthrochoros: Eine dreifache Circumambulation, die das dreieinige Licht verkündet, beginnend im Osten, die Arme in der PSI-Position. Diese Circumambulation wird nur nach hohen spirituellen Invokationen verwendet. Sie muss unweigerlich am Schluss des Rituals umgekehrt werden durch…

…Dyseochoros: Eine dreifache Circumambulation widdershins, die den Rückzug des dreieinigen Lichts verkündet: Beginnend im Osten, die Arme rechts über links gekreuzt vor der Brust, den Kopf geneigt.

Wann immer möglich sollte der Operateur einen bestimmten Charakter annehmen, selbst wenn dieser im Ritual selbst nicht spezifiziert wird. Wenn er einfach „er selbst ist“, sollte es zumindest seine magische Persönlichkeit sein, deren er sich bewusst ist: Wenn das Thema eine spezifische Darstellung bietet, ist das für den Moment viel befriedigender, sowohl von seinem eigenen Standpunkt als auch für die Effektivität des Rituals. Wenn das Ritual danach verlangt, den Charakter des Ostwindes anzunehmen, ist es besser, Euros oder Wabun zu sein oder eine andere Manifestation dieses Windes, welche lokale Identität auch immer die passendste für die Arbeit ist, als gesichtslos zu bleiben. Wenn es einen Mangel an mythologischem Material gibt, sollte der eigene rituelle Charakter aus der Imagination heraus aufgebaut werden, so gut es eben geht. Dies soll nicht die Annahme von Formen implizieren, in der Art wie sie mit der Annahme von Gottformen assoziiert wird: Alles was hier intendiert ist, ist eine klare Charakterisierung. Diese Charaktere können so lebendig wie die Typen aus der Commedia dell’Arte sein, das „Gefühl“ einer bestimmten Rolle ist die Essenz des Ganzen. Für eine Gruppenarbeit sollten die Charakterisierungen koordiniert werden.

Was die tatsächlichen Bewegungen angeht, die einen Ritus ausmachen, sollten diese nie an Bedeutung ermangeln. Wenn ein Ritus konstruiert wird, sollte lange Ansprachen im Allgemeinen vermieden werden, Handlungen sollten durch Sprache interpretiert, aber nur minimal durch diese ersetzt werden; gleichermaßen sollte man sich daran erinnern dass eine Handlung neben ihrer intrinsischen Bedeutung, eine Bedeutung hat, die von dem Teil des Kreises abhängt, in dem sie stattfindet, und dem Instrument (falls vorhanden), mit dem sie durchgeführt wird. Zum Beispiel: Der Osten ist der Ort des Ursprungs des Lichts. Eine entzündete Lampe in den Osten zu tragen bedeutet, sie als Identifikation mit der Quelle des Lichts darzubieten: sie somit zu weihen und ihre Bedeutung zu spiritualisieren. Eine entzündete Lampe jedoch in den Westen zu tragen bedeutet, die überschatteten Ort zu erhellen, Erleuchtung zu bringen. In Arbeiten, die Anrufung eines bestimmten Elements oder der Qualitäten, die dadurch angezeigt werden, beinhalten (im Unterschied zu Arbeiten, die die Invokation der Elementarkräfte beinhalten), sind die natürlichen zodiakalen Positionen der Elemente angemessen: Osten – Feuer, Süden – Erde, Westen – Luft, Norden – Wasser.

Mit dem Fuß aufzustampfen ist eine entschiedene Behauptung der Herrschaft über die niederen Kräfte, innen und außen. Folglich ist es besonders passend für den Adept in seinem Aspekt als Großer Hermetischer Androgyn, der den Sieg über die niederen Elemente verkündet. So stampfte das geflügelte weiße Pferd Pegasus, der Gesandte Poseidons, mit seinem Huf auf dem Gipfel des Helicon auf, um diesen rebellischen Berg zu unterwerfen: Ferner entsprang von dem spitz zulaufenden Hufabdruck Hippokrene, die heilige Quelle der Musen. Somit mag der Magier mit dem Fuß aufstampfen, ob einfach in seiner magischen Persönlichkeit, oder im Charakter von Mithras, Herkules oder eines anderen siegreichen Heroen über die chthonischen Kräfte, um entweder seinen Willen kundzutun diese zu befehligen, oder um seine Freiheit von ihrer Gefangenschaft und sein Recht zu bekräftigen, vom Nektar der Inspiration zu trinken.

Etwas emporzuhalten wird im Allgemeinen gemacht, um es in Kraft zu setzen gleichwie es zu manifestieren. Zum Beispiel: Bei der Weihe des Schwertes im A. S., vor dem eigentlichen Akt der Weihe, ist das Schwert horizontal; nachdem es geweiht wurde, wird es emporgehalten, die Klinge vertikal, während der Triumphgesang von Iubar gesungen wird.

Der Studierende der Magie sollte üben, große, klare Gesten zu machen. außer er ist sehr jung oder erfahren im Theaterspiel, könnte er das einigermaßen schwierig finden; aber diese Gesten sollen zu seiner magischen Persönlichkeit gehören, und Ich-Bewusstheit muss zurückgestellt werden, so wie es auch bei der Entwicklung der magischen Stimme geschieht. Das astrale Licht muss durch die physische Präsenz des Magiers genauso wie durch seinen geäußerten Willen bewegt werden. Wenn Gesten auf diese Weise einmal Bedeutsamkeit verliehen wurde, wird man feststellen, dass die Richtung und die Weise jeder Bewegung genauso ausdrucksstark wie der Blick der Augen ist. Noch darf die zweiseitige Wirkung expressiver Bewegung vergessen werden. Neben den im eigentlichen Sinne magischen Effekten heißt, einen psychischen Zustand ausdrücken, denselben zu induzieren, und man sollte sorgfältig darauf achten, nicht unwillentlich einen Zustand zu induzieren, der anfällig dafür ist, den Effekt des eigenen Rituals zu hemmen. Aus diesem Grund sind Bewegungen, welche solch hemmende Qualitäten wie Unterwürfigkeit, Trägheit oder Trübsinn ausdrücken oder suggerieren, im Allgemeinen in magischer Arbeit zu vermeiden. Der Vorherrschende Ton magischer Arbeit ist einer von Mut, Großmut, und Entschlossenheit, ob aktiv oder passiv, und die vorherrschenden Kräfte welche, der Magier interpretieren muss, sind diejenigen von göttlicher Expansivität und Fülle. Diese werden in Ritual und Geste widergespiegelt.

Genauso ist ihre Geste, wenn die Göttin Ishtar (zum Beispiel) in die Unterwelt hinabsteigt, um Tammuz zu befreien, bei jedem Portal der sieben widrigen Geister eines ihrer Gewänder ablegt, keine der Erniedrigung oder Unterwerfung unter die Dämonen der Sphäre: Sie erhebt ihre Arme aufwärts und auswärts. Sodann schreitet sie in siegreicher Göttlichkeit auf ihrem Weg voran. So ist sie, wenn sie die siebte und tiefste Ebene erreicht und ihr letztes Gewand ablegt, eintritt und Tammuz findet und ihn zu erneutem Leben führt, ihr übernatürliches und all-erleuchtendes Selbst, der Stern in strahlender Nacktheit.

Ebenso, um eine andere Manifestation der Göttin in einer völlig anderen Region, Umgebung und emotionalen Tönung zu betrachten: Wenn die Fröhlichkeit, Liebe und Vorzüglichkeit von Maitresse Erzulie schließlich in einen Anfall von Verzweiflung gekehrt werden, werden die Arme der Besessenen im Voudoun Kult weit von sich geschleudert und ihre Trance wandelt sich in komatösen Schlaf: Die Tatsache und die Geste kennen viele Zeugen. Auch hier ist die Geste aufwärts und auswärts. Dies ist eine Trauer, die weder selbstsüchtig noch flüchtig ist: Sie ist kosmisch.

Unsere Geste, wenn es als Vorbereitung eines Rituals nötig ist, Kraft von der Heiligen Flamme hinunterzubringen, um durch bewusste Persönlichkeit zu fegen, ist der Calyx. In gewissem Maß kann behauptet werden, dass der Calyx auf die Formel des Grals vorausdeutet.

Dass der Heilige Gral auf eine Weise mit dem Kessel der Regeneration der keltischen Mythologie verbunden ist, ist eine häufige Feststellung unter Spezialisten der mittelalterlichen Legenden. Es ist eine Feststellung, deren profunde Wahrheit weit über irgendeine literarische Evidenz hinausreicht, da sie in die innerste Natur der Adeptschaft blickt. Die „Gralssuche“ ist in der Tat ein deutliches und tiefgründiges Bild der Aufgabe, welche vor dem auferstandenen Adepten, dem Ritter, dem Bekennenden liegt. Hier muss er „das was er sucht, selbst werden“: das Heilige Gefäß, welches den Wein der Inspiration empfangen muss. Nichtsdestotrotz ist ist dies nur eine Bedeutungsebene des Grals. Es ist auch das spezifische und heilige Symbol der Göttin in ihrem Binah Aspekt, als Gefäß der Kraft des übernatürlichen Vaters. Der Gral repräsentiert somit eine hochrangige spirituelle Realität: eines seiner assoziierten Symbole ist das Universum. Ein magisches Instrument emporzuheben heißt, wie gesagt, es zur Manifestation und zur Wirkung zu bringen. Derjenige, der in feierlichem Ritual den Gral emporhebt, macht daher, so weit er kann, das Universum selbst zu einer Opfergabe als Gefäß und Instrument für göttliche Kraft. Nicht nur das: Er biete auch, ob explizit oder implizit, sich selbst als ein Instrument dieser Kraft dar.

Wenn der Große Stab oder der Speer rituell mit dem Gral vereinigt wird, wird dort die übernatürliche Vereinigung des Vaters mit der Mutter zelebriert, das Pflanzen eines Samens mächtiger Bedeutung. Dies ist ein Motiv von großer Wichtigkeit in der Mystik des Stella Gloriosa; denn wenn das neue Fiat ausgesprochen wird, und Adonis im Schoße Myrrhas, der Tochter des Königs gezeugt wird, ist alles vorbereitet, damit das neue gleicharmige Kreuz im achteckigen Schrein des Zentrums zur Manifestation kommen kann. Das Große Werk ist in einer Oktave vollendet, um in einer weiteren erneut zu beginnen.