House of Agathodaimon
Praxis

Praxis

Ausgewählte grundlegende Übungen und Rituale

Haltung und Atmung

Die drei etablierten Haltungen der Westlichen Tradition

A. Die sitzende oder Gottform-Haltung

B. Die stehende oder Stab-Haltung

C. Die liegende oder Erd-Haltung

A. Die Gottform-Haltung ist altägyptischen Ursprungs. Es ist essentiell für diese Haltung, dass eine Sitzgelegenheit so arrangiert werden sollte, dass die Oberschenkel horizontal und die Unterschenkel vertikal sind, und die Fußsohlen zur Gänze auf dem Boden aufliegen, wenn nötig auf einer kleinen Erhöhung. In dieser Sitzhaltung, die Wirbelsäule aufrecht, aber nicht starr vertikal, sollten die Füße und die Knie nebeneinander positioniert werden. Die Oberarme sollten lose herabhängen, und die Hände mit den Handflächen nach unten auf den Oberschenkeln liegen. Der Kopf sollte so gehalten werden, dass die Augen, wenn sie geöffnet werden, genau geradeaus blicken.

B. Die Stab-Haltung ist eine normale und gut ausbalancierte stehende Haltung. Der Kopf ist aufrecht, die Schultern zurückgenommen, so dass sie weder nach vorne sacken, noch starr nach hinten gezogen werden. Die Arme hängen herab  in einer leicht natürlichen Kurve am Ellenbogen; die Füße stehen direkt nebeneinander, die Zehen zeigen weder nach innen noch nach außen. Wenn diese Haltung korrekt eingenommen wird, sollte es möglich sein, ohne das Gewicht zu verlagern, einen beliebigen Fuß nach vorne zu setzen.

C. Die Erd-Haltung ist eine Position, bei welcher die Person flach auf dem Rücken liegt. Die Beine sind gerade, die Arme ebenfalls und liegen nahe am Körper. Es ist essentiell für diese Haltung, dass enge Kleidung und unnötige Unbequemlichkeit vermieden werden.

Der Rhythmische Atem

Die Standard Atemtechnik in Verbindung mit den Praktiken des Aurum Solis (und der Ogdoadischen Tradition) wir der Rhythmische Atem genannt. Dieser besondere Atemrhythmus wird von manchen auch der Heilende Atem genannt, da eine der guten Wirkungen seiner geübten Anwendung die rasche Freisetzung von Kraft ist: für einen selbst, wenn nötig, oder um Heilarbeiten oder magische Handlungen im Allgemeinen durchzuführen.

Um den Rhythmischen Atem zu praktizieren, beginne damit, deinen Herzschlag zu zählen. Anfangs mag es schwierig sein, sich auf den Herzschlag zu konzentrieren, halte dich beim Üben fern von Geräuschen, wie tickende Uhren oder stark rhythmischer Musik. Mit der Zeit wird es dir gelingen, Geräusche auszublenden, welche nichts mit dem zu tun haben, was du tust.

Wenn du das erste Mal beginnst, dich auf den Herzschlag zu konzentrieren, kann er sich in gewissem Ausmaß verlangsamen, bevor er gleichmäßig wird. Das ist völlig normal und wird mit zunehmender Übung nicht mehr auftreten.

Der Rhythmus dieser Atemform besteht darin, den Atem für 6 Herzschläge einströmen zu lassen, ihn für 3 Schläge anzuhalten, für 6 Schläge auszuatmen, und dann für 3 Schlähe wiederum anzuhalten, bevor du ihn wieder für 6 einströmen lässt (usw). Der kritische Punkt ist das Zählen auf 3 Schläge vor dem Einatmen: einige Studierende können diese Pause zunächst unmöglich oder anstrengend finden. In so einem Fall, sollte man unbedingt jede Überanstrengung vermeiden. Es sollte dann eher auf 2 Schläge gezählt werden, aber der charakteristische Rhythmus (2:1:2:1) sollte beibehalten werden: Dies bedeutet, das für 4 Schläge einzuatmen, den Atem während 2 zu halten, für 4 auszuatmen, für 2 zu halten usw. Mit der Zeit wird die Standardzählweise leichter werden.

Wenn der Rhythmische Atem erreicht ist, ob 4-2-4-2 oder die vollen 6-3-6-3, kann er verwendet werden, wann immer sich die Gelegenheit bietet, und gewiss sollte er eingesetzt werden, wenn irgendeine magische oder meditative Praxis unternommen wird. Die Intention des Rhythmischen Atems ist nicht, wie es zunächst scheinen mag, die Aufmerksamkeit auf dem Zählen des Herzschlages zu halten oder auf dem Fluss des Atems; sondern um eine totale Konzentration Aufmerksamkeit auf anderen Dingen zu erleichtern im Vertrauen darauf, dass der Rhythmische Atem, einmal etabliert, so lange wir nötig fortdauern wird, ohne zu zählen, ohne einen anderen bewussten Gedanken. Ein natürlicher, leichter Fluss rhythmischer Atmung wird so „zur zweiten Natur“.

Aus: Mysteria Magica, Denning & Phillips

Übersetzung: Citadel of Pharos

Der Calyx

(Blicke nach Osten, nimm die Stabhaltung ein, etabliere den rhythmischen Atem.)

  1. Atme tief ein; beim ausatmen, vibriere: EI („eeeiiiii“ )
  2. Atme tief ein, hebe dabei die Arme seitlich sanft an, bis sie etwa waagerecht mit dem Boden sind, nicht ganz gestreckt, die Handflächen nach oben. Ausatmen in dieser Haltung.
  3. Atme ein; beim Ausatmen vibriere: 
HE BASILEIA
  4. Bringe beim nächsten Einatmen, den Ellbogen dabei absenkend soweit nötig, die linke Hand zur rechten Schulter, sodass die Fingerspitzen das Schlüsselbein berühren. Beim Ausatmen vibriere: KAI HE DYNAMIS
  5. Beim Einatmen bringe wie oben beschrieben die rechte Hand zur linken Schulter. Beim Ausatmen vibriere: 
KAI HE DOXA.
    Nun sind die Arme vor der Brust gekreuzt, rechts über links.
  6. Bei der Pause nach dem Ausatmen, neige den Kopf nach unten zur Brust.
    Einatmen, beim ausatmen vibriere: EIS TOUS AIONAS

Kommentar

Der Calyx ist eine grundlegende Technik der magischen Kunst, welche den Praktizierenden sowohl mit den Kräften des Kosmos in Einklang bringt, als auch das Gewahrsein für die Entsprechungen dieser Kräfte in der Psyche des Praktizierenden erweckt. Es kann daher von ihm behauptet werden, dass der Calyx in Kurzform sowohl die Hauptmethode, als auch den Zeck aller Arbeiten der Hochmagie umfasst.

Der Calyx wird verschiedentlich eingesetzt als psychischer Energetisierer, als Form der Anbetung, oder als vorbereitende Formel, um rituelle Kraft hervorzubringen.

Er bildet, zum Beispiel, einen integralen Bestandteil des Setting of the Wards of Power, wo seine primäre Funktion darin besteht, den Praktizierenden mit der Kraft zu erfüllen, die notwendig ist, um eine versiegelte und geheiligte Umgebung zu etablieren, eine vibrante astrale Matrix, in der er seine Arbeiten verrichten kann.

Wiederum wird der Calyx am Abschluss einiger rituellen Formeln eingesetzt als gratulatio, einem Magischen Dankesritus. In diesem Kontext ist die Funktion des Calyx zweifach: In der Stimmung eines gelungenen Rituals ehrt er die sublime Realität der Kräfte des Kosmos und des Mikrokosmos, und er verstärkt und etabliert das Gleichgewicht der Kräfte im Inneren des psychischen Organismus des Praktizierenden.

Obwohl er recht einfach ist, ist der Calyx für sich allein genommen ein vollständiger spiritueller Kraftverstärker, und der Studierende sollte ihn regelmäßig verwenden: Um die persönlichen Kräfte in Vorbereitung auf weitergehende Praktiken (rituelle, meditative oder andere)  zu stärken; als Form des Einschwingens auf die großen Kräfte des Lebens; oder aus schierer Freude am Werk oder der Verzückung des Seins.

Nachdem der Ablauf des Calyx gemeistert wurde – die Synchronisierung von Atem, Intonation und Geste – ist der Studierende bereit, den Calyx in seiner vollständigen Form zu üben und dabei den Einsatz von Visualisierung und Kontemplation der beteiligten Prinzipien zu integrieren. Diese vollständige Form wird unten beispielhaft dagestellt:

  1. Wenn der rhythmische Atem etabliert ist, wird eine Flammenzunge über dem Kopf visualisiert. Diese Flammenzunge (wie bei einer Kerze) repräsentiert den Höheren Genius, die Quelle aller magischen Kraft, jene heilige Flamme durch deren Tugend das Praktizieren von Magie erst möglich wird. Die Position über dem Kopf sollte jede Verwechslung der Flamme mit der Persönlichkeit oder dem Ego verhindern. Während diese Visualisierung fortwährend im Gewahrsein gehalten wird, vibriert man:  EI (eeeeiiiii) – „Du bist“
  2. Beim Einatmen werden die Arme gehoben. Hierbei wird die Vertikale des Körpers durch eine symmetrische Horizontale ausgeglichen. Diese Horizontale evoziert ein Gewahrsein von Jupiter, Gnade zur Linken, mit Mars, Stärke zur Rechten, als ausbalancierte Kräfte in unserem Inneren. Die Handflächen sind nach oben gedreht, um zu zeigen, dass dieses ausgeglichene Wesen bereit ist, die Kraft des Höheren Selbst zur empfangen.  Es wird ausgeatmet.
  3. Während der Atem einströmt, wird ein glanzvoller Lichtstrahl visualisiert, der rasch von der Flamme durch den Scheitel und die Mitte des Körpers bis zum Boden zwischen den Füßen herabsteigt. Beim Ausatmen vibrieren wir:
    HE BASILEIA – „Das Reich“
  4. Beim Einatmen reicht die Fläche der linken Hand hinüber bis zur rechten Schulter, so dass die Finger das Schlüsselbein berühren. Wir achten die Kräfte des Mars auf der rechten Seite. Wir vibrieren: KAI HE DYNAMIS – „Und die Kraft“
  5. Beim einströmenden Atem reicht die Handfläche der Rechten hinüber zur linken Schulter und berührt diese wie oben. Wir ehren die Kräfte Jupiters auf der linken Seite. Beim Ausatmen vibrieren wir: KAI HE DOXA – „Und die Herrlichkeit“
  6. Während die Arme weiterhin gekreuzt bleiben, wird der Kopf am Ende des Ausatmens zur Brust geneigt. Der Atem strömt ein: Wir spüren den Strahl des Lichts in unserer Mittelachse, wie er Kraft durch unser Wesen verströmt. Wir spüren eine große Konzentration von Licht und Kraft im Herzzentrum, welches auf der vertikalen Mittelachse unter unseren gekreuzten Armen liegt. Beim Ausatmen vibrieren wir: EIS TOUS AIONAS – „Bis zur Ewigkeit“

aus: Mysteria Magica, Denning & Phillips

Übersetzung: Citadel of Pharos

Das Setting of the Wards of Power

(Stehe im Zentrum des Arbeitsraumes, oder so nahe wie möglich am Zentrum, so wie es die Gegebenheiten zulassen.)

  1. Führe den Calyx durch
  2. Gehe in den Osten des Raumes. Ziehe den Kreis gegen den Uhrzeigersinn.
  3. Kehre in die Mitte zurück. Vibriere: HE PELEIA KAI HE HYGRA, HO OPHIS KAI TO OION
  4. Mit Blick nach Osten führe die Geste Cervus durch: Beim ersten Punkt vibriere: ATHANATOS, beim zweiten Punkt SELAE GENETES
  5. Wende dich nach Norden. Geste Cervus. Vibriere ISCHYROS, dann KYRIOS
  6. Wende dich nach Westen. Geste Cervus. Vibriere ISCHYROS, dann PANKRATES
  7. Wende dich nach Süden. Geste Cervus. Vibriere ATHANATOS, dann THEOS
  8. Wende dich wieder nach Osten. Nimm die Stabhaltung ein. Vibriere: GAIA KAI HO ICHOR TOU OURANOU
  9. Erhebe die Arme, um ein Tau zu formen, Handflächen nach unten, vibriere
    • IM OSTEN SOTER
    • IM SÜDEN ALASTOR
    • IM WESTEN ASPHALEIOS
    • IM NORDEN AMYNTOR
  10. Wiederhole den Calyx

Kommentar

Der Zeck dieses Ritus ist es, den Raum, in dem der Magus arbeiten will, mit astralen und briatischen Verteidigungslinien abzugrenzen und vorzubereiten. Das Ritual besteht sowohl aus Bannung wie aus Invokation: Nachdem die vier Elemente in ihrem natürlicherweise konfusen und unreinen Zustand aus dem Kreis verbannt wurden, werden die mächtigen spirituellen Kräfte, welche die Elemente regieren in Form symbolischer Egregore invoziert, um die Wächter des Kreises zu werden.

Im Text wird die Geste Cervus erwähnt. Diese wird wie folgt durchgeführt:

  1. Nimm die Stabhaltung ein.
  2. Erster Punkt: Beide Hände werden zur Stirn erhoben, um diese in einem Dreieck einzurahmen, das durch die zusammengeführten Hände gebildet wird, Daumen an Daumen, Zeigefinger an Zeigefinger, die Händflächen nach vorn. (Die beiden Mittelfinger werden sich ebenfalls berühren). Während dieser Haltung wird das erste Wort der Kraft vibriert.
  3. Zweiter Punkt: In einer kraftvollen Bewegung werden die Hände getrennt und nach vorne gestoßen, leicht auseinander und aufwärts. Die Ellenbogen sollten ausgestreckt, und die Finger leicht gespreizt werden.  Die Handflächen zeigen noch immer nach vorn. Währenddessen wird das zweite Wort der Kraft vibriert. Die Arme werden dann gesenkt.

Wenn der Studierende die physische Durchführung des Ritus gemeistert hat, wie im Text dargestellt, sollte er dazu übergehen, die volle Form des Ritus anzuwenden, inklusive Visualisierung und Reflektion wie folgt. Er sollte jedoch von Beginn an die volle Form des Calyx verwenden.

Der Calyx wird durchgeführt.

Nach dem Calyx geht der Praktizierende in den Osten. Er bewegt sich Widdershins (gegen den Uhrzeigersinn) und zieht den Kreis mit seiner ausgestreckten Handfläche (Finger nach oben). Währenddessen visualisiert er einen silbrigen Nebel, den man so um die Grenzen der Kammer zieht: Wenn er den Kreis im Osten schließt, ist die Kammer der Kunst nunmehr vollständig von dem silbrigen Nebel umschlossen.

Der Praktizierende kehrt in die Mitte zurück. Er vibriert:

HE PELEIA KAI HE HYGRA – Die Taube und die Wasser

HO OPHIS KAI TO OION – Die Schlange und das Ei

Er macht die Geste Cervus: Am Ende des ersten Punktes visualisiert er ein Pentagramm aus strahlend weißem Licht auf seiner Stirn, eingerahmt durch die Geste seiner Hände. Dies im Gewahrsein haltend vibriert er: ATHANATOS. Das Pentagramm wird nach vorn geschleudert mit dem zweiten Punkt der Geste, während der Praktizierende SELAE GENETES vibriert: Wenn das Pentagramm nach vorne geschleudert wird, zerfällt es in eine Salve aus Licht, die in die silbrig schimmernde Nebelwand eindringt. Das Ergebnis dieses Vorgangs ist zweifach: Das Element der Luft wird gebannt, und die erste Station wird etabliert.

Am selben Ort stehend, wendet sich der Praktizierende dem Norden zu. Er wiederholt Geste und Vibrationen, diesmal mit den Namen  ISCHYROS und KYRIOS.

Er wendet sich nach Westen, selbe Prozedur wie oben mit den Namen ISCHYROS und PANKRATES.

Wendung nach Süden, Geste Cervus mit Vibration von ATHANATOS und THEOS.

Der Praktizierende wendet sich nun wieder nach Osten.Er vibriert:

GAIA KAI HO ICHOR TOU OURANOU – Erde und das Blut des Himmels

Er nimmt die Stabhaltung ein, hebt dann seine Arme seitlich an um ein Tau zu formen, Arme seitlich ausgestreckt, Handflächen nach unten. Er verbleibt in dieser Haltung mit Blick nach Osten während der vierfältigen Invokation der archontischen Kräfte.

Vor ihm visualisiert er eine große, schlanke Gestalt, gehüllt in gelbe Roben, mit violetten Highlights. Während diese Gestalt kontempliert wird, ist ein kühler, rauschender Wind aus dem Osten zu spüren. Dieser Wind sollte inwärtig das Gefühl hervorrufen, die verborgenen Aspirationen und wortlosen Hoffnungen zu erwecken, die in der Mühsal von Trägheit und Gewohnheit geschlummert haben: Er singt dem inneren Ohr über von den Möglichkeiten eines Lebens, welches zu den spirituellen Höhen hinaufreicht. Wenn dieses Bild aufgebaut und verwirklicht ist, vibriert der Praktizierende IM OSTEN SOTER.

Im Süden visualisiert er eine schlanke, muskulöse Gestalt mit einer Erscheinung von großer Stärke, eingehüllt in eine Robe von leuchtendem Rot mit grünen Funken, die inmitten von Flammen steht. Sie hält in ihrer rechten Hand einen Stab aus poliertem Kupfer. Während diese Gestalt im Gewahrsein gehalten wird, sollte eine mächtige Hitze, von Süden herkommend, gefühlt werden. Inwärtig sollte auch gespürt werden, dass das Feuer, von dem diese Hitze stammt, das Feuer der Inspiration ist: Es gibt in seiner Kraft auch einen Kern von Berauschung, was verständlich wird, wenn man bedenkt, dass Dionysos aus dem alles verzehrenden Feuer des Zeus geboren wurde. Wenn dieses Bild aufgebaut und verwirklicht ist, vibriert der Praktizierende IM SÜDEN ALASTOR.

Im Westen visualisiert er eine große und mächtige Gestalt, die inmitten von schäumend aufgewühlten Wassern steht, eingehüllt in eine Robe von Blau, das in Highlights aus Orange übergeht. Sie hält in der linken Hand einen silbernen Kelch. Während diese Figur im Gewahrsein gehalten wird, wird eine mächtige Meeresbrandung imaginiert, die fortlaufend Wellen aus dem Westen hereingießt. Inwärtig sollte fühlbar werden, dass diese Wellen aus den kalten und glitzernden Wassern sind, welche den Intellekt reinigen, ihn vom Fieber der Unvernunft heilen und ihn stählen wie Eisen. Wenn dieses Bild aufgebaut und verwirklicht ist, vibriert der Praktizierende IM WESTEN ASPHALEIOS.

Im Norden visualisiert er eine breitschultrige, gelassene Gestalt in indigofarbenen Roben mit blassgoldenen Highlights. Sie steht auf einer wilden Wiese, gesprenkelt mit gelben Blumen. In ihrer linken Hand trägt sie eine goldene Kugel, in der rechten eine goldene Sichel. Während diese Figur im Gewahrsein gehalten wird, sollte sich ein Gefühl von Frieden und großer Stabilität einstellen, denn die Abfolge der Jahreszeiten entfernt oder lindert vergangene Fehler: Die Unschuld des Goldenen Zeitalters erwartet uns ewigwährend in der Erneuerung der Jahreszeiten. Das Erdelement ist daselbst das Medium des Werkes der Natur, und die instinktiven Fähigkeiten des Menschen finden darin ihre Ruhe. Wenn dieses Bild aufgebaut und verwirklicht ist, vibriert der Praktizierende IM NORDEN AMYNTOR.

Wenn der Praktizierende diese Invokation beendet hat, schließt der den Ritus, noch immer in der Mitte stehend mit Blick nach Osten, mit dem Calyx.

Wenn die Integration von Geste, Vibration, Visualisierung und anderen Teilen des Rituals verinnerlicht wurde, sollte der Studierende sich damit vertraut machen, das Setting of the Wards durchzuführen undim Innern seines Schutzes zu arbeiten. Zu diesem Zweck sollte er den Ritus so oft wie möglich durchführen und immer vor seiner Übungsreihe oder anderer magischer Arbeit.

Eine der Wirkungen dieser Praxis ist ein Einschwingen auf das Gleichgewicht der großen Kräfte, die darin angerufen werden. Lange Vertrautheit mit diesem Ritual wird es umso lohnender machen; jedoch muss darauf geachtet werden, dass es immer sorgsam und mit unverminderter Aufmerksamkeit durchgeführt wird.

Der Kreis, welcher um den Arbeitsraum gezogen wird, sollte die gesamte Fläche umschließen, alle nötigen Utensilien dabei vorher innerhalb seiner Grenzen platziert werden. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass niemand die Grenzen dieses Kreises während der Arbeit überschreitet. Diese Regel sollte nie übertreten werden. Wenn der Kreis in dieser Weise gestört wird, gibt es eine reale Gefahr, dass unerwünschte Einflüsse durch die Bresche eindringen und die Arbeit verderben können. Eine tückischere Gefahr besteht darin, dass der Praktizierende, welcher sorglos seine Verteidigungslinie bricht, herausfinden wird, dass er seinen eigenen Galuben an die Realität dieser Verteidigung geschwächt hat; und solche Zweifel bringen ihre eigenen Gefahren mit sich. Die eigene Arbeit muss gründlich sein, und mann muss gewiss sein, dass sie gründlich ist.

aus: Mysteria Magica, Denning & Phillips

Übersetzung: Citadel of Pharos

Der Clavis Rei Primae

Erste Formel:

Das Wachrufen der Zitadellen

(Blicke nach Osten, nimm die Stabhaltung ein, entwickle den rhythmischen Atem.)

Die Tore:

  1. Visualisiere das Kronzentrum (über dem Scheitel am Kopf), die Corona Flammae, als eine intensiv weiß leuchtende Sphäre.
  2. Beim Ausatmen vibriere EN TO PAN.
  3. Atme ein, ziehe einen Strahl weißen Glanzes von der Corona hinab und bilde das Stirnzentrum, die Uncia Coeli, als eine Sphäre aus leuchtendem Weiß.
  4. Atme aus, vibriere TYRANA.
  5. Atme ein. Während du die Corona und die Uncia Coeli im Gewahrsein behältst, ziehe einen Strahl weißen Glanzes vom Stirnzentrum und bilde das Kehlzentrum, die Flos Abysmi, als eine Sphäre aus leuchtendem Weiß.
  6. Atme aus, vibriere DESTAPHITON.
  7. Atme ein. Während du die vorhergehenden Zentren im Gewahrsein behältst, ziehe einen Strahl weißen Glanzes vom Kehlzentrum hinab und bilde das Herzzentrum, den Orbis Solis als eine Sphäre aus leuchtendem Weiß.
  8. Atme aus, vibriere ONOPHIS.
  9. Atme ein. Während du die vorhergehenden Zentren im Gewahrsein behältst, ziehe einen Strahl weißen Glanzes vom Herzzentrum hinab und bilde das Genitalzentrum, die Cornua Lunae als eine Sphäre aus leuchtendem Weiß.
  10. Atme aus, vibriere IAO (iii-aaa-ooo).
  11. Atme ein. Während du die vorhergehenden Zentren im Gewahrsein behältst, ziehe einen Strahl weißen Glanzes vom Genitalzentrum hinab und bilde das Fußzentrum, die Instita Splendens als eine Sphäre aus leuchtendem Weiß.
  12. Atme aus, vibriere BATH MENIN HEKASTOU.

Der Caduceus:

  1. Amte ein, visualisiere ein Band aus weißem Licht, das von der Instita Splendens aufsteigt und sofort beginnt, sich gegen den Uhrzeigersinn (widdershins) um den Körper, die Zentren und den sie verbindenden Lichtstrahl aufwärts zu winden, bis es die Flos Abysmi, das Kehlzentrum erreicht, von dem es vollständig aufgenommen wird und verschwindet.
  2. Atme aus, stärke dabei das Gewahrsein der Zentren und dem sie verbindenden Lichtstrahl.
  3. Atme ein, visualisiere ein Band aus rötlich-weißem Licht, das von der Instita Splendens aufsteigt und sofort beginnt sich im Uhrzeigersinn (deosil) um den
  4. Körper, die Zentren und den sie verbindenden Lichtstrahl aufwärts zu winden, bis es ebenfalls die Flos Abysmi, das Kehlzentrum erreicht, von dem es vollständig aufgenommen wird und verschwindet.

Kommentar

Die erste Formel des Clavis Rei Primae sollte ein regelmäßiger Bestandteil des persönlichen Curriculums sein, welche täglich oder alle zwei Tage durchgeführt wird, so wie es am effektivsten empfunden wird: Sie sollte im Schutze der Wards of Power durchgeführt werden.

Das Wachrufen der Zitadellen ist eine Technik von beträchtlichem Wert. Offensichtlich ist sie nicht das A und O magischen Trainings: Aber sie ist eine mächtige und nützliche Grundlage für Magie. Das Wachrufen der Zitadellen erfrischt und belebt die Psycheund stimuliert die Zentren als solche: Es gewöhnt sie daran, an organisierter Arbeit mitzuwirken, im Unterschied zu den zufälligen Bedürfnissen des gewöhnlichen Lebens. In dieser Übung, die im Wesentlichen auf der astralen Ebene der psyche durchgeführt wird, wird die Interaktion der Ebenen, welche natürlicherweise aus ihrer Korrespondenz untereinander resultiert, durch die Visualisierung passender Farben intensiviert.

Die Zentren sollten als sphärische Konzentrationen von Licht und Energie aufgefasst werden (wie es im magischen Training als am zufriedenstellendsten erfahren wird), ungefähr 5 Zentimeter  im Durchmesser. Die Corona Flammae ist über dem Scheitel des Kopfes; die Uncia Coeli tritt zur Hälfte aus der Stirn hervor; Die Flos Abysmi liegt vollständig außerhalb der Kehle; der Orbis Solis tritt zur Hälfte aus der Brust hervor; grob gesprochen ragt die Conrnua Lunae ebenso zur Hälfte aus dem Schambein hervor; Der Mittelpunkt der Instita Splendens liegt auf der Innenseite der geschlossenen Füße, zur Hälfte über, zur Hälfte im Boden. Diese potenten Positionen der Zentren sollen unter keinen Umständen verändert werden.

 

Zweite Formel:

  1. Nimm die Stabhaltung ein.
  2. Visualisiere die Corona Flammae, als eine intensive pulsierende Sphäre aus weißem Glanz (wie brennendes Magnesium).
  3. Atme ein. Während der Atem einströmt, steigt ein Strahl aus weißem Glanz herab von der Coronoa bis zur Brust, wo er sich zu einer Sphäre aus gold-gelbem Licht ausdehnt (Orbis Solis).
  4. Atme aus. Während der Atem ausströmt, steigt der Strahl aus weißem Glanz herab zu den Füßen, wo er sich zu einer Sphäre aus weißem Licht ausdehnt, strahlend, aber weniger als die Corona Flammae.
  5. Atme ein. Während der Atem einströmt, steigt eine Reflux-Ladung aus intensivem rosengoldenem Licht von der Instita Splendens auf und dringt in den Orbis Solis ein.
  6. Atme aus. Das Licht ruht.
  7. Die gesamte Sequenz wird fünf- oder sechsmal wiederholt.
  8. Konzentriere dich auf den Orbis Solis. Der zentrale Kern bleibt eine klar abgegrenzte flammende und strahlende innere Sonne, verströmt jedoch ein kraftvolles Leuchten, das stetig wächst, bis die gesamte Sphäre der Wahrnehmung („Aura“) mit gold-gelbem Licht erfüllt ist.

aus: Mysteria Magica, Denning & Phillips